Ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder sinnvoll?

Berufsunfähigkeit kann jeden treffen – selbst Kinder. Lohnt sich da schon eine Versicherung? Welche Vorteile eine frühe Absicherung bietet und warum auch eine Unfallversicherung sinnvoll ist.

David Bläsing
Veröffentlicht am 27.08.2025
5 Min. Lesezeit

Wenn das Leben anders kommt als geplant: Wie Eltern ihre Kinder richtig absichern

Als Maria neulich ihren kleinen Leo von der Schule abholt, kommt sie mit einer befreundeten Mutter ins Gespräch. Die erzählt Maria, dass sie kürzlich eine Berufsunfähigkeitsversicherung für ihre Tochter Emma abgeschlossen habe. Maria ist verwundert: Emma ist gerade mal zehn Jahre alt und die Arbeitswelt für sie und Leo noch in weiter Ferne. Lohnt sich das für Kinder?

Unvorhersehbare Ereignisse im Kindesalter 

Wie Maria denken viele Eltern beim Thema Berufsunfähigkeit zuerst nur an diejenigen in ihrer Familie, die bereits im Berufsleben stehen. Doch auch Kinder können krank werden oder einen Unfall erleiden – mit weitreichenden Folgen für ihr späteres Berufsleben. Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) für Kinder können Eltern vorsorgen, und ihren Kindern so im Ernstfall finanziellen Halt geben.

Was passiert ohne Absicherung mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung?

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder zahlt eine monatliche Rente, wenn das Kind aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit dauerhaft nicht mehr zur Schule gehen oder später keinen Beruf ausüben kann. Sie schließt damit eine wichtige Versorgungslücke.

Wer dann nicht privat vorgesorgt hat, steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. In vielen Fällen muss ein Elternteil seine Arbeitszeit reduzieren oder ganz aus dem Beruf aussteigen, um das Kind zu betreuen. Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung entsteht so schnell eine finanzielle Schieflage, die den gesamten Familienalltag verändert.

Ähnliches gilt auch, wenn das Kind erst gar nicht in den Beruf einsteigen kann: Ohne Rentenanspruch erhalten Betroffene später nur geringe staatliche Leistungen in Form der Erwerbsminderungsrente. Dadurch wird es schwieriger, laufende Kosten zu decken und einen angemessenen Lebensstandard sicherzustellen.

Psychische Erkrankungen schon in jungen Jahren

Nicht nur durch Unfälle können Kinder und Jugendliche Schwierigkeiten beim Berufseinstieg haben: Vor allem psychische Erkrankungen und chronische Leiden nehmen bei Jugendlichen zu. Je nach Verlauf kann das bedeuten, dass Kinder später gar nicht oder nur eingeschränkt arbeiten können. 

Laut dem Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit aus dem Jahr 2023 zeigen mehr als 20 Prozent der Jugendlichen in Deutschland psychische Auffälligkeiten, darunter Ängste, depressive Symptome und Belastungsstörungen. 

Besonders alarmierend: Viele dieser Fälle werden erst spät erkannt, obwohl sie langfristige Auswirkungen auf die schulische und berufliche Leistungsfähigkeit haben können. Wenn Eltern früh eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, schützen sie ihr Kind also nicht nur vor den finanziellen Folgen von körperlichen Erkrankungen oder Unfällen, sondern auch bei psychischen Beeinträchtigungen – dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft mit 35 % Prozent zufolge einer der häufigsten Gründe für Berufsunfähigkeit.

Mehr Klarheit zur Mental-Health-Lage und deren Folgen

Psychische Erkrankungen sind heute nicht nur häufig – sie führen auch immer früher zu Berufsunfähigkeit. Laut der Deutschen Rentenversicherung liegt das durchschnittliche Alter für den Erhalt einer Erwerbsminderungsrente bei etwa 49 Jahren. Bei psychischen Diagnosen oft noch darunter. Besonders problematisch: Viele Versicherer verlangen höhere Beiträge oder lehnen Anträge auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, wenn bereits eine psychische Erkrankung dokumentiert ist. Auch deshalb kann es ratsam sein, bereits früh und in gesunden Jahren vorzusorgen.

Aus dem Leben gegriffen: Berufsunfähig mit Anfang 20

Berufsunfähig mit Anfang 20

Felix ist 22 und leidet seit seinem 17. Lebensjahr an einer chronischen Darmerkrankung. Nach dem Abitur beginnt er eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Doch die gesundheitlichen Rückschläge zwingen Felix bereits im zweiten Lehrjahr, seine geliebte Ausbildung abzubrechen. Ohne Berufsunfähigkeitsversicherung hätte er weder eine Perspektive noch ein Einkommen oder einen Anspruch auf eine staatliche Erwerbsminderungsrente. Doch seine Eltern haben vor Felix‘ Diagnose vorgesorgt, weil bereits andere Familienmitglieder schwer erkrankten und nicht mehr arbeiten konnten. Als er zwölf Jahre alt war, haben sie für ihn eine BU abgeschlossen. Nun erhält er eine monatliche Rente – und kann sich ganz auf seine Gesundheit konzentrieren.

  • Monatliche BU-Rente: 1.000 Euro

  • Rente wird bis zum 65. Lebensjahr ausgezahlt

  • Monatlicher BU-Beitrag: 34,82 Euro

Unfallversicherung für Kinder – sinnvoller Schutz im Alltag

Ob beim Toben, Klettern oder Radfahren – Kinder lernen unsere Welt erst noch kennen und sind ständig aktiv. Dabei unterschätzen sie manchmal Risiken beim Spielen oder im Straßenverkehr, so dass schnell etwas passieren kann. Glücklicherweise kommen die meisten kleinen Menschen ohne bleibende Schäden durch ihre Kindheit und Jugend. Dennoch kann eine Unfallversicherung sinnvoll sein, um für den Fall der Fälle abgesichert zu sein.

Unfallversicherung vs. Berufsunfähigkeitsversicherung: Was ist der Unterschied? 

Eine Unfallversicherung springt ein, wenn ein Kind durch einen Unfall bleibende Schäden hat, zum Beispiel nach einem Sturz vom Fahrrad. Sie zahlt bei bleibenden Unfallfolgen eine vereinbarte Summe oder eine lebenslange Rente, die frei verwendet werden kann, beispielweise für einen barrierefreien Umbau, Pflegekosten oder die Sicherung des Lebensunterhalts. Betroffene können selbst entscheiden, wie sie das Geld einsetzen. So hilft die Rente, die finanziellen Folgen des Unfalls bestmöglich abzufedern.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung hingegen greift erst viel später im Erwachsenenalter. Sie sichert das Einkommen ab, wenn Ihr Kind seinen Beruf nicht ausüben kann – egal ob der Ursprung ein Unfall oder eine schwere Erkrankung ist.

Kurz gesagt: Die Unfallversicherung hilft bei Unfallfolgen, die Berufsunfähigkeitsversicherung bei Berufsunfähigkeit, unabhängig davon, wie sie verursacht wurde.

Aus dem Leben gegriffen: So unterstützt die private Unfallversicherung im Ernstfall

Ein junge klettert auf auf einem Spielplatz auf ein Gerüst

Der Kletterunfall

Stefanos (5) will auf dem Klettergerüst hoch hinaus. Doch dabei fällt er vom Klettergerüst und bricht sich den Arm. Nun hat er zwar einen blauen Gips, um den die anderen Kindergartenkinder neugierig bestaunen. Seine Eltern sind jedoch in Sorge: Nach der OP stellt sich heraus, dass Stefanos Arm eingeschränkt bleibt. Auch die finanzielle Belastung bereitet ihnen Kopfzerbrechen. Denn die  gesetzliche Unfalllversicherung greift nicht, weil es ein Freizeitunfall war. Glücklicherweise springt  die private Unfallversicherung ein und zahlt eine vereinbarte Invaliditätsleistung.Die Summe unterstützt Stefanos’ Eltern finanziell, sodasssich die Familie in Ruhe auf die neue Lebenssituation einstellen kann.

Lächelndes Mädchen mit einem Fahrradhelm

Der unachtsame Autofahrer

Ninette (10) fährt am liebsten mit dem Fahrrad zum Ballett. Doch eines Tages übersieht ein unachtsamer Autofahrer das Mädchen und fährt sie an. Zwar kann Ninette mit einer Gehirnerschütterung nach einigen Tagen nach Hause. Doch sie leidet unter den Folgen des Unfalls: Schwindel, Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme machen ihr zu schaffen. Zum Glück haben ihre Eltern eine private Unfallversicherung für die Familie: Sie finanziert spezielle neuropsychologische Behandlungen, die ihr helfen, wieder in den gewohnten Alltag zurückzufinden. Die Unfallversicherung übernimmt auch die Kosten für eine Haushaltshilfe, die Ninettes Eltern in den ersten Wochen nach dem Unfall entlastet.

Unfallversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung: Was ist der beste Schutz fürs Kind?

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. Eine Unfallversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung schließen sich grundsätzlich nicht aus, sondern ergänzen sich sinnvoll: Die eine hilft bei Unfallfolgen, die andere bei Berufsunfähigkeit – egal, ob diese durch einen Unfall oder eine Krankheit verursacht wurde. Für einen optimalen Schutz lohnt sich die Kombination aus beiden Versicherungen.

Vorsorgen und sicher groß werden

Eine Berufsunfähigkeitsversicherung für Kinder ist keine übertriebene Vorsorge, sondern eine Absicherung für die Zukunft. Gerade die steigenden Zahlen psychischer Erkrankungen bei Jugendlichen unterstreichen, das eine frühe Vorsorge sinnvoll ist. Ergänzt durch eine Unfallversicherung bietet diese Kombination umfassenden Schutz – und Ihnen als Eltern die Gewissheit, Ihre Kinder im Fall der Fälle finanziell abgesichert zu wissen. Je früher der Abschluss, desto günstiger die Beiträge und einfacher die Gesundheitsprüfung. Ein Vergleich der Anbieter und eine individuelle Beratung helfen, die passende Lösung für Sie und Ihre Liebsten zu finden.

FAQ

Leider nein. Die gesetzliche Unfallversicherung gilt nur, wenn etwas in der Schule oder der Kita passiert, oder auf dem direkten Hin- und Rückweg. Unfälle in der Freizeit, in den Ferien oder auf Umwegen sind nicht abgesichert. Eine private Unfallversicherung deckt genau diese Lücken sinnvoll ab – schließlich passieren drei von vier Unfällen in der Freizeit.

Die meisten Anbieter bieten BU-Tarife ab zehn Jahren an. Einige bieten mittlerweile sogar schon einen Schutz ab dem siebten Lebensjahr an.  

Die monatlichen Beiträge liegen je nach Alter und Schulform bei 30 bis 50 Euro. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten zahlen oft weniger, da Versicherer glauben, dass sie im Zweifelsfall mit Hilfsmitteln in einem Büro arbeiten können. Bei Realschülerinnen und Realschülern kalkulieren Versicherer mit höherem Risiko, weil sie bei ihnen eher eine Tendenz zu physischer Arbeit vermuten. 

Falls einem versicherten Kind etwas zustößt, zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung die vereinbarte monatliche BU-Rente. Die genaue Höhe hängt vom gewählten Tarif ab. Mit Beiträgen zwischen 30 und 50 Euro könnte die BU beispielsweise monatlich um die 1.000 Euro auszahlen.

Eine Rente aufgrund einer Berufsunfähigkeit muss nicht endgültig sein. Sobald sich der Gesundheitszustand ausreichend gebessert hat, und der junge Mensch einen neuen Anlauf ins Berufsleben starten möchte, kann die Rente wieder enden. Doch egal, ob sie nur vorübergehend oder dauerhaft ausgezahlt wird: Die Versicherung sichert das Kind finanziell ab – die gesamte Zeit, in der es keinen Beruf ausüben kann. 

Über die Autorin

Marisa Reinhard

Marketingmanagerin

Marisa Reinhard ist Marktmanagerin im Digitalmarketing der SIGNAL IDUNA. Als Expertin für alle Fragen rund um das private und gewerbliche Komposit-Geschäft verfasst sie Ratgeberartikel zu Themen wie Hausrat-, Haftpflicht-, Gebäude-, Kfz-, Unfall- und Gewerbeversicherungen. Die studierte Wirtschaftspsychologin widmet sich nebenberuflich der Foto- und Videografie. 

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