Risikolebens­versicherung: Sinnvoll oder nicht?

Karin Linden
4 Min. Lesezeit

Liebe kennt keine Grenzen, das Leben leider schon: Wenn ein Mensch stirbt, kann sich von der einen auf die andere Sekunde alles ändern. Hier kommt die Hinterbliebenenabsicherung ins Spiel. Warum in diesem Fall die Risikolebens­versicherung (RLV) sinnvoll ist, lesen Sie in diesem Artikel.

Veröffentlicht am 01. August 2023

Junges Pärchen steht am Strand

Kurzer Überblick

  • Eine Risikolebens­versicherung zahlt im Todesfall der versicherten Person eine vorab festgelegte Versicherungssumme an Hinterbliebene aus.
  • Sinnvoll ist eine RLV vor allem dann, wenn laufende Kosten ohne das Gehalt der verstorbenen Person nicht mehr bezahlt können.
  • Dies ist häufig bei teuren Krediten, zum Beispiel für eine Immobilie, der Fall.
  • Eine Risikolebens­versicherung lohnt sich ebenfalls, wenn Sie dafür sorgen möchten, dass Ihre Hinterbliebenen den gewohnten Lebensstandard halten oder später die Ausbildung der Kinder zahlen können.
  • Sie sind selbstständig? Auch dann haben Sie die Möglichkeit, im Falle Ihres Todes mit einer RLV ihr Unternehmen abzusichern.

Schützen, was Ihnen lieb und teuer ist

Hand aufs Herz: Wer denkt schon gerne über den eigenen Tod nach? Wenn Sie eine Familie haben oder sich den Traum vom Eigenheim erfüllen, sollten Sie sich dennoch mit dieser Frage beschäftigen.

Der Tod eines Menschen ist nicht nur emotional für Angehörige schwer zu bewältigen. Laufende Kosten, die Hinterbliebene allein nicht tragen können, sind eine zusätzliche Last. Im schlimmsten Fall droht ein riesiger Schuldenberg. Um dies zu verhindern, sollten Sie rechtzeitig vorsorgen und Ihre Liebsten für den schlimmsten aller Fälle absichern.

Lohnt sich für mich eine Risikolebensversicherung?

Eine Risikolebens­versicherung zahlt eine vorab vereinbarte Versicherungssumme an Ihre Hinterbliebenen, falls Sie sterben. So bewahren Sie Ihre Familie vor dem finanziellen Ruin, der durch Ihr wegfallendes Gehalt entstehen kann. Allerdings gibt es unterschiedliche Einsatzzwecke, für die eine Risikolebens­versicherung sinnvoll ist:

 

Sie haben einen Immobilienkredit aufgenommen

Die meisten Risikolebens­versicherungen werden von Kreditnehmenden abgeschlossen – in erster Linie bei Immobilienkrediten. Damit sorgen Sie dafür, dass Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner die finanzielle Last von den Schultern genommen wird, falls sie sterben. Durch das Geld aus der Risikolebens­versicherung können Hinterbliebene monatliche Raten weiterhin tilgen und müssen das Eigenheim nicht notgedrungen verkaufen.

Junges Paar läuft mit zwei Kindern auf den Armen durch den Garten.
Beispiel

Familie Wortmann hat vor vier Jahren ein Haus in Dortmund gekauft. Ein Teil ist schon abbezahlt, die Restschulden des Kredits betragen 320.000 Euro. Seit der Geburt der Zwillinge Emily und Phil (3) ist Leonhard Wortmann (34) als Anwalt der Hauptverdiener der Familie. Im Falle seines Todes möchte er seine Frau Corinna (36), die halbtags als Buchhalterin arbeitet, mit der Finanzierung des Hauses nicht allein lassen. Deshalb hat er eine Risikolebens­versicherung abgeschlossen und sie als Begünstigte eingetragen.

  • Für Kreditnehmende

Sie möchten Ihre Familie schützen

Wenn Sie Haupt- oder Alleinverdienerin sind, fällt für Ihre Familie im Falle Ihres Todes ein Gehalt weg und es entsteht eine finanzielle Lücke. Die können Sie mit der Versicherungssumme aus einer Risikolebens­versicherung schließen.

Zwar springt der Staat ein und zahlt eine Witwen- und Waisenrente. Die Unterstützung gibt es für Partnerinnen oder Partner jedoch nur, wenn sie verheiratet sind. Zudem reicht das Geld vom Staat oft nicht, um Kosten für Kleidung, Essen oder Urlaube zu decken. Bei minderjährigen Kindern müssen diese außerdem betreut werden. Ihr Partner oder Ihre Partnerin wird sich als alleinerziehende Person höchstwahrscheinlich bei der Arbeitszeit einschränken, falls Sie nicht mehr da sind.

Junge Frau spielt mit Baby im Wohnzimmer.
Beispiel

Tabea Richard (30) und Stella Kowalski (27) leben in wilder Ehe in Dresden. Vor kurzem sind sie Eltern von Sohn Timon (1) geworden. Tabea arbeitet als Sonderpädagogin an einer Schule, Stella ist Gärtnerin. Tabea möchte Timon und Stella abgesichert wissen. Von Timons Halbwaisenrente und Stellas Gehalt allein können die beiden nicht leben – vor allem nicht, wenn später genug Geld für die Ausbildung von Timon übrigbleiben soll.

  • Für Familien

Sie wollen Ihr Unternehmen absichern

Eine Risikolebens­versicherung ist ebenfalls sinnvoll, um Unternehmen vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Stirbt beispielsweise eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter unerwartet, kann eine Nachbesetzung in Zeiten von Fachkräftemangel aufwendig und kostspielig sein.

Selbstständige können außerdem eine Risikolebens­versicherung abschließen, um ihren Betrieb abzusichern, falls sie sterben sollten. So können mit der Versicherungssumme Löhne weiterbezahlt oder eine neue Arbeitskraft eingestellt werden.

Junger Mann arbeitete auf einem Dach.
Beispiel

Zacharias Hamers (37) hat gemeinsam mit seinem Bruder Korbinian (35) einen kleinen Dachdeckerbetrieb im bayerischen Deggendorf gegründet. Neben ihrem Mitarbeiter sind sie regelmäßig selbst im Einsatz. Zwar ist die Auftragslage für den Anfang gut. Für eine weitere Fachkraft reicht das Geld noch nicht aus. Würde einer von beiden unerwartet sterben, steht das Handwerksunternehmen vor dem Aus. Deswegen haben die Brüder jeweils eine Risikolebens­versicherung abgeschlossen, damit im eigenen Todesfall von dem Geld eine neue Arbeitskraft bezahlt werden kann.

  • Für Unternehmen

Wann brauche ich keine Risikolebens­versicherung?

Eine Risikolebens­versicherung lohnt sich nicht für jeden. Wenn Sie zum Beispiel alleinstehend sind, keine oder bereits erwachsene Kinder mit eigenem Einkommen haben, ist der private Hinterbliebenenschutz nicht sinnvoll.

Sie sollten auch keine unnötigen Beiträge für eine RLV zahlen, wenn Sie ein großes Vermögen haben und Ihre Liebsten dadurch finanziell abgesichert sind. Das Haus ist außerdem schon abbezahlt? Auch in diesem Fall ist eine Risikolebens­versicherung nicht notwendig.

Welche Versicherungssumme und Laufzeit benötige ich?

Grundsätzlich gilt: Sie sollten die Versicherungssumme und die Laufzeit der Risikolebens­versicherung hoch genug ansetzen, damit Ihre Angehörigen nach Ihrem Tod keine finanziellen Belastungen haben. Natürlich hängt die Versicherungssumme auch davon ab, wofür die Risikolebens­versicherung abgeschlossen wird.

Bei der Laufzeit ist entscheidend, wie lange der finanzielle Schutz benötigt wird: Wie lange sind Sie noch berufstätig? Ab wann sind Ihre Kinder mit der Ausbildung oder dem Studium fertig und verdienen selbstständig Geld?

Lebensstandard der Familie absichern

Damit Ihre Familie den Lebensstandard halten kann, empfiehlt die Stiftung Warentest bei der Risikolebens­versicherung eine einfache Faustformel:

Die Versicherungssumme sollte dem drei- bis fünffachen Bruttojahresgehalt der versicherten Person entsprechen.

Doch aufgepasst: Setzen Sie die Versicherungssumme nicht zu hoch an, um überteuerte Beiträge zu verhindern.

Zwei Menschen geben sich die Hand.

Eine persönliche Beratung vor Vertragsabschluss hilft, um offene Fragen zu klären.

Immobilienkredit abbezahlen

In diesem Fall ist es einfacher, eine Versicherungssumme festzulegen. Bei einem Kredit für ein Haus oder eine Wohnung nehmen Sie einfach die Summe der zu zahlenden Kreditraten. Hier bietet sich die Variante der fallenden Versicherungssumme an: Mit der Zeit fallen die noch offenen Kreditraten. Sie benötigen also über den gesamten Kreditzeitraum monatlich nicht dieselbe Versicherungssumme, um den Kredit abzubezahlen.

Fazit: Vorsorge ist besser als Nachsorge

Das Leben hält viel bereit. Leider auch unerwartete Dinge, die vom einen auf den anderen Moment die Welt aus den Angeln heben können. Wenn Sie Ihre Liebsten im Falle Ihres Todes absichern möchten, ist eine Risikolebens­versicherung sinnvoll – egal ob für laufende Kreditkosten, die Ausbildung der Kinder oder den Fortbestand des eigenen Unternehmens. So sorgen Sie dafür, dass sich Ihre Angehörigen in schwierigen Zeiten keine Gedanken um finanzielle Belastungen machen müssen. Vielmehr haben sie im Ernstfall den Freiraum, ihre Trauer in Ruhe zu bewältigen.

Fragen und Antworten

Über die Autorin

Marktmanagerin
Karin Linden

Karin Linden ist als Marktmanagerin im Bereich Marketing für die SIGNAL IDUNA tätig. Als Expertin für die Themen Arbeitskraftabsicherung  und Risikoabsicherung verfasst sie informative Ratgeberbeiträge. Ihr Fachwissen gibt sie zudem bei Vorträgen zur Dienstunfähigkeitsabsicherung für Beamtinnen und Beamte weiter. In ihrer Freizeit genießt die Juristin ausgedehnte Spaziergänge mit ihren Hunden.

Karin Linden

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