In der Realität spricht tatsächlich vieles gegen die Selbstbeteiligung. Zum einen kommen Missgeschicke naturgemäß plötzlich und unerwartet. Wer weiß schon, ob er wirklich jederzeit 1.000 Euro für das ruinierte Laptop eines Freundes entbehren kann. Schade, wenn dafür vielleicht der Urlaub ausfallen muss. Außerdem können sich Missgeschicke häufen. Für jedes einzelne ist dann im schlimmsten Fall die volle Selbstbeteiligung fällig. Das summiert sich.
Vor allem aber geht es bei Schadenfällen in der Haftpflicht oft nicht nur um Geld. Wer will schon über einen kleinen Schaden mit Freunden oder Nachbarn in Streit geraten. Umgekehrt fordert man als Geschädigter vielleicht ungern von Freunden Schadenersatz, wenn der Betreffende Hunderte Euro davon selbst aufbringen muss. Stattdessen bleibt dann der Fleck auf der Lieblingsjacke, der Riss im Handydisplay oder der Kratzer am Auto – und damit die unschöne Erinnerung. Eine Haftpflichtversicherung ohne Selbstbeteiligung, bei der man gar nicht erst überlegen muss, wer im Zweifel den Schaden übernimmt, kann da im Alltag durchaus unangenehme Diskussionen und sogar die Freundschaft retten.
Vor allem jedoch ist die tatsächliche Beitragsersparnis bei Haftpflichtversicherungen mit Selbstbeteiligung recht gering. Das liegt in erster Linie daran, dass Privathaftpflichtversicherungen an sich schon nicht teuer sind. Eine günstige Police für Singles ohne Selbstbeteiligung ist schon für weniger als 4 Euro im Monat zu haben und eine solide Absicherung für die ganze Familie auch nicht viel teurer. Selbst wenn ein Vertrag mit 1.000 Euro Selbstbeteiligung nur die Hälfte kostet, spart das also kaum mehr als zwei Euro im Monat – oder 24 Euro im ganzen Jahr. Um einen einzigen Schaden von 1.000 Euro mit dieser Beitragsersparnis zu kompensieren, müsste man demnach über 40 Jahre schadenfrei bleiben.
Verbraucherschützer warnen
Kein Wunder also, dass sowohl Stiftung Warentest als auch die Verbraucherzentrale aus diesen Gründen von Angeboten mit Selbstbeteiligung abraten. Stattdessen lohne es sich zum Beispiel, den Versicherungsbeitrag jährlich zu zahlen statt monatlich. Dadurch ergibt sich bei vielen Versicherern ein kleiner Rabatt – und das ganz ohne Auswirkungen auf die Leistung im Schadenfall. Außerdem bieten Versicherer zum Teil Treuerabatte oder Nachlässe für gebündelte Verträge.