Von Baby bis Schulkind: So wird Zähneputzen zum Kinderspiel

Frederike Otte
7 Min. Lesezeit

Zähneputzen ist genauso wichtig wie Händewaschen. Vom ersten Milchzahn an benötigen Babys eine regelmäßige Zahnpflege. Doch wie verwandeln Eltern die oft verhasste Pflichtübung in ein Ritual mit Spaßfaktor? Mit ein paar Tricks gelingt es, selbst kleine Trotzköpfe zum Zähneputzen zu motivieren.

Veröffentlicht am 27. April 2022

Ein kleines Mädchen betrachtet sich im Spiegel, während es sich jeden Morgen und Abend im Badezimmer die Zähne mit einer Zahnbürste putzt.

Kurzer Überblick

  • Milchzähne sind die Basis für ein gesundes Gebiss. Zähneputzen ist daher schon für Babys wichtig.
  • Mit festen Ritualen und den richtigen Hilfsmitteln gelingt ein sanfter Einstieg in die Zahnpflege.
  • Zahnputzlieder, Geschichten und Rollenspiele sorgen für Spaß im Bad.
  • Geduld und Konsequenz bei der Zahnpflege zahlen sich aus.

Er hat Tränen und schlaflose Nächte gekostet – jetzt ist er endlich da: der erste Milchzahn des Babys. Mit ihm kommt die Frage auf: Wie pflege ich die Zähne meines Kindes, damit sie so makellos bleiben wie am Anfang? Nach dem Durchbruch des ersten Zähnchens mit sechs bis acht Monaten komplettiert sich das Milchgebiss bis zum dritten Geburtstag auf 20 Zähne. Milchzähne sind nicht nur wichtig zum Kauen, sondern auch als Platzhalter für die bleibenden Zähne. Kariesbakterien können sich von Milchzähnen auf die bleibenden Zähne übertragen, daher steht ab sofort regelmäßiges Zähneputzen auf dem Programm.

Der sanfte Einstieg ins Zähneputzen

Zahnpflege ist nicht nur für Ihr Baby etwas völlig Neues: Auch Sie fühlen sich dabei vielleicht zunächst unsicher. Gewöhnen Sie Ihr Baby ganz allmählich ans Zähneputzen. Zeigen Sie ihm, dass die regelmäßige Zahnreinigung für die Großen ein selbstverständliches Ritual ist: Nehmen Sie Ihren Nachwuchs in der Babywippe mit ins Bad, wenn Sie Ihre Zähne putzen – das steigert seine Neugier. 

Um die ersten Zähne zu säubern und das Zahnfleisch zu massieren, können Sie einmal am Tag eine Fingerzahnbürste mit weichen Noppen benutzen. Die Massage empfinden Babys oft als wohltuend, denn sie lindert den Durchbruchschmerz.

Die richtige Zahnpasta

Wenn sich Ihr Baby daran gewöhnt hat, können Sie auch eine altersgerechte Zahnpasta verwenden. Besprechen Sie mit Ihrer Kinderärztin oder Ihrem Kinderarzt, ob das Produkt Fluorid enthalten sollte und wenn ja, in welcher Dosierung. Das Spurenelement stärkt den Zahnschmelz, aber manche Kinder nehmen Fluorid bereits in Form von Tabletten ein.

Wenn das Baby zum Kleinkind wird, möchte es meist selbst die Regie beim Zähneputzen übernehmen. Allerdings sollten Sie Ihrem Ein- oder Zweijährigen die Verantwortung für die Mundhygiene noch nicht allein überlassen. Mit einer Lernzahnbürste können Sie ihm jetzt beibringen, wie es die Zähne richtig putzt. Sie hat einen langen Griff, sodass Mama oder Papa mit anfassen und dirigieren können, während das Kind selbst schrubbt. Das vermeidet anstrengende Machtkämpfe beim Zähneputzen.

Die richtige Putztechnik

Je mehr Zähne sich den Weg durch den Kiefer bahnen, desto schwieriger wird es, den Überblick zu behalten. Putzen Sie nach dem KAI-System, um keinen Zahn zu vergessen:

  • Kauflächen mit kurzen Hin- und Her-Bewegungen putzen
  • Außenflächen mit kreisenden Bewegungen putzen (die Zähne liegen dabei aufeinander)
  • Innenflächen mit kleinen kreisenden Bewegungen „von Rot nach Weiß“ (vom Zahnfleisch zum Zahn) reinigen

Dieses Ritual steht nun zweimal täglich für zwei Minuten auf dem Programm: morgens nach dem Frühstück und abends vor dem Zubettgehen. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind eine halbe Stunde vor dem Putzen nichts mehr isst oder trinkt, das Säure enthält – also weder Obst noch Süßigkeiten oder Saft. Säuren greifen den Zahnschmelz an und weichen ihn auf. 

Aus diesem Grund sollten Sie auch auf eine zahngesunde Ernährung achten: Geben Sie Ihrem Kind nur selten Süßigkeiten und süße Speisen (vor allem nicht zwischendurch), achten Sie auf Pausen zwischen den Mahlzeiten und bieten Sie anstelle von Säften und zuckerhaltigen Getränken Wasser oder ungesüßten Tee an.

Loben statt schimpfen

Auch wenn Ihr Nachwuchs mal keine Lust aufs Zähneputzen hat: Bleiben Sie konsequent und halten Sie an dem Ritual fest. Das gelingt am besten, wenn Sie die regelmäßige Zahnpflege schon von klein auf eingeführt haben. Das Zähneputzen sollte stets in einer angenehmen Atmosphäre stattfinden – ohne Druck auszuüben und zu schimpfen. Es gibt aber noch andere Tricks, mit denen Sie selbst kleine Trotzköpfe zum Putzen motivieren können:


Zehn Tricks fürs Zähneputzen ohne Zoff
  • Vorbild sein:

    Lassen Sie Ihr Kind von Anfang an beim eigenen Zähneputzen dabei sein. Dann sieht es, dass es auch für die Großen eine Selbstverständlichkeit ist.

  • Gemeinsam statt einsam:

    Putzen Sie gemeinsam Ihre Zähne. Während Sie bei Ihrem Kind nachputzen, darf Ihr Kind Ihre Zähne schrubben. So ein Rollenwechsel macht Spaß!

  • Kindgerechte Ausstattung:

    Mit einer Zahnputz-Uhr kann Ihr Kind die Zahnputzzeit nachvollziehen. Bringen Sie einen Kosmetikspiegel an, damit es sich beim Zähneputzen sehen kann. Ihr Baby können Sie mit einem kleinen Handspiegel beschäftigen, während Sie seine Zähne putzen.

  • Mitentscheiden lassen:

    Zahnputz-Tiger oder -Elefant? Lassen Sie Ihr Kind seine Zahnbürste selbst aussuchen. Bei der Kinderzahnpasta darf es nach Lust und Laune zwischen verschiedenen Geschmacksrichtungen wählen. Das sorgt für Abwechslung. 

  • Gute Unterhaltung:

    Für gute Stimmung statt Stress im Bad können Sie ein lustiges Zahnputzlied laufen lassen (z. B. unsere kostenlose Spotify-Playlist), selbst singen oder während des Putzens eine Geschichte erzählen. Auch Zahnputz-Apps lenken von der lästigen Pflichtübung ab.

  • Wissen vermitteln:

    Erklären Sie Ihrem Kind, warum Zahnpflege wichtig ist. Altersgerechte Bücher helfen dabei. Zeigen Sie ihm, dass es mit der Bürste Verunreinigungen von den Zähnen schrubben kann.

  • Probe aufs Exempel:

    Die Zahnärztin oder der Zahnarzt kann schädliche Zahnbeläge mit einer Tablette einfärben. So kann Ihr Kind sie gut erkennen – ein wichtiges Aha-Erlebnis.

  • Fantasie entwickeln:

    Gehen Sie gemeinsam auf die Jagd nach Karius und Baktus oder anderen Gaunern im Mund. Oder überlegen Sie mit Ihrem Kind, was es alles „verputzt“ hat und jetzt wegschrubben muss.

  • Erst die Pflicht, dann das Vergnügen:

    Erst nach dem Zähneputzen lesen Sie eine Gute-Nacht-Geschichte vor, singen ein Lied oder kuscheln mit Ihrem Kind.

  • Lob motiviert!

    Schenken Sie Ihrem Kind für jedes gründliche Zähneputzen einen goldenen Klebestern oder einen anderen Sticker, den es auf ein Plakat kleben darf.

Alleine putzen – mit Kontrolle

Im Alter von drei oder vier Jahren können Kinder mit einer altersgerechten Zahnbürste selbst ihre Zähne putzen. Das ist jetzt dreimal täglich für mindestens zwei Minuten angesagt. Die Zahnbürste sollte einen kurzen Bürstenkopf und einen rutschfesten Griff haben. Elektrische Zahnbürsten eignen sich erst, wenn das Kind die Putztechnik sicher beherrscht, also nicht vor dem Grundschulalter. 

Erinnern Sie Ihr Kind an die KAI-Regel (zum Beispiel mit einem Poster im Bad) und lassen Sie es die Putztechnik an einem Stofftier oder einer Handpuppe mit Zähnen üben. Auch wenn es lästig ist: Putzen Sie bis zum Schulalter alle Zahnflächen noch einmal nach – insbesondere abends. Und nicht vergessen: Spätestens alle drei Monate sollte eine neue Zahnbürste her.

Ab wann und wie oft zur Zahnvorsorge?

Früh übt sich – das gilt auch für den Zahnarztbesuch. Bis zum sechsten Lebensjahr übernimmt die gesetzliche Kranken­versicherung die Kosten für sechs Zahnvorsorgeuntersuchungen:

  • Vorsorge 1: zwischen dem 6. und vollendeten 9. Lebensmonat 
  • Vorsorge 2: vom 10. bis zum vollendeten 20. Lebensmonat 
  • Vorsorge 3: vom 21. bis zum vollendeten 33. Lebensmonat
  • Vorsorge 4 bis 6: bis zum 6. Lebensjahr 

Danach finden die Vorsorgeuntersuchungen im halbjährlichen Rhythmus statt. Ab dem zwölften Geburtstag kann Ihr Kind in einem Bonusheft Punkte sammeln. Das ist wichtig, denn sie erhöhen den Anspruch auf Zuschüsse zu einem eventuellen Zahnersatz. Apropos: Wussten Sie, dass eine Zahnzusatz­versicherung umso günstiger ist, je früher Sie diese abschließen? Denken Sie am besten schon vor dem ersten Zahnarztbesuch Ihres Kindes daran.

Konflikte und Konsequenzen

Manchmal ist es zum Verzweifeln: Wenn Ihr Kind sich trotz aller Bemühungen weigert, seine Zähne zu putzen, kann das ganz schön an den Nerven zehren. Versuchen Sie dennoch, ruhig zu bleiben, und erzwingen Sie das Zähneputzen nicht mit Gewalt. Vielleicht können Sie Ihren kleinen Trotzkopf überraschen, indem Sie sein Verhalten spiegeln und laut kreischend vor der Zahnbürste flüchten?

Wenn auch das nichts nützt, erklären Sie Ihrem Kind, welche Konsequenzen seine Weigerung hat: Bis zum nächsten Zähneputzen gibt es keine Süßigkeiten! So mancher Sprössling überlegt es sich dann noch einmal anders.

Mitunter hat das Verweigern aber auch einen plausiblen Grund: Im späten Kindergarten- und im Grundschulalter können Wackelzähne das Putzen erschweren und Schmerzen verursachen. Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es den Wackelkandidaten mit einem Finger beim Putzen abstützen kann.

Zähneputzen bei älteren Kindern

Je älter Ihr Kind wird, desto eher kann es den Sinn und Zweck des Zähneputzens verstehen. Mit etwa neun Jahren sollten Sie Ihrem Kind zeigen, wie es seine Zahnzwischenräume mit Zahnseide reinigen kann. Erinnern Sie es zudem daran, die schwer erreichbaren Backenzähne gründlich zu putzen. Eine elektrische Zahnbürste kann dabei helfen.

Um die Motivation zum Zähneputzen zu steigern, eignen sich auch bei größeren Kindern Anreize: Wenn Ihr Kind bei der zahnärztlichen Kontrolluntersuchung ein Lob für gute Pflege erhält, können Sie es zum Beispiel mit einem Kinonachmittag belohnen.

Geduld zahlt sich aus

Zugegeben: Es erfordert eine Menge Geduld und Einfühlungsvermögen, Kindern eine gründliche Zahnpflege nahezubringen. Auch wenn Sie dabei manchmal an Ihre Grenzen geraten: Seien Sie gewiss, dass Ihre Mühe sich lohnt. Wer mit gutem Beispiel vorangeht und das Zähneputzen frühzeitig als festes Ritual etabliert, auf regelmäßige Vorsorge und gesunde Ernährung achtet, tut eine ganze Menge für die Zahngesundheit im Kindes- und Erwachsenenalter. Und was wollen fürsorgliche Eltern mehr, als ihrem Nachwuchs Schmerz und Leid zu ersparen?

Über die Autorin

User Reseacherin
Frederike Otte

Frederike Otte arbeitet bei der SIGNAL IDUNA Gruppe als User Reseacherin im Bereich der Krankenzusatz­versicherung. 

In diesem Blog fokussiert sie also die Wünsche, Bedürfnisse aber auch Schmerzpunkte unserer Kunden in der Krankenzusatz­versicherung. Ihre Freizeit verbringt Frederike gerne mit Freunden, auf dem Rad oder auf Reisen.

Foto von Frederike Otte

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