Lohnt sich der Wechsel in die private Kranken­versicherung?

Jennifer Wysmolek
5 Min. Lesezeit

Sowohl die gesetzliche als auch die private Kranken­versicherung haben Vor- und Nachteile. Was für Sie sinnvoll ist und worauf Sie beim Wechseln achten sollten.

Veröffentlicht am 02. Januar 2024

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Kurzer Überblick

  • In Deutschland muss sich seit 2009 jeder krankenversichern. Allerdings hat nicht jeder die Freiheit der Wahl seines Kranken­versicherungssystems.
  • Für bestimmte Personengruppen kann sich der Wechsel in die private Kranken­versicherung (PKV) lohnen. Die Beiträge in der PKV sind im Gegensatz zur gesetzlichen Kranken­versicherung (GKV) nämlich nicht einkommensabhängig.
  • Die GKV basiert auf dem Solidarprinzip. Unabhängig von Alter und Gesundheit zahlen Sie einkommensabhängige Beiträge und erhalten – egal in welcher Krankenkasse Sie sind – zu ungefähr 95 % die gleichen Leistungen.
  • Die PKV-Beiträge unterscheiden sich je nach vereinbarter Vertragsleistung sowie nach Alter und Gesundheitszustand.
  • Beachten Sie bei einem Anbieterwechsel innerhalb der PKV, dass Sie eine neue Gesundheitsprüfung brauchen. Leiden Sie seit Beginn Ihrer Versicherung an einer neuen Krankheit, dann könnten bei der neuen PKV Leistungsausschlüsse oder Beitragszuschläge auf.

Was sind die Vorteile vom Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV)?

Versicherte in der gesetzlichen Kranken­versicherung (GKV) erhalten eine solide Basisabsicherung, deren Leistungen zum größten Teil gesetzlich geregelt sind. GKV-Versicherte müssen bei vielen Leistungen dazuzahlen, zum Beispiel beim Zahnarzt, bei Arzneimitteln, Brillen und Kontaktlinsen, beim Heilpraktiker oder im Krankenhaus. Im Jahr 2016 betrugen allein die gesetzlichen Zuzahlungen aller GKV-Versicherten knapp 4 Milliarden Euro. Viele Reformen und die stark gestiegenen Höchstbeiträge ließen die Beiträge in der gesetzlichen Kranken­versicherung steigen; inklusive Pflege, die sowohl bei der GKV als auch bei der PKV zusätzlich versichert werden muss, beträgt der Höchstbeitrag aktuell über 1.000 Euro.

Im Alter liegen die durchschnittlichen Beiträge vieler privater Kranken­versicherungen unter dem Höchstbeitrag der gesetzlichen Kranken­versicherungen. Das zeigt, dass die Beiträge im Alter gerade in der PKV nicht explodieren und weiterhin bezahlbar bleiben. Um die Beiträge im Alter noch weiter zu reduzieren, gibt es die Möglichkeit sogenannte Beitragsentlastungstarife zu vereinbaren.

Der individuelle Beitrag im Alter hängt davon ab, welchen Versicherungsschutz Sie haben und in welchem Alter Sie in die PKV eingetreten sind. In der privaten Kranken­versicherung sind die Leistungen garantiert, Leistungskürzungen wie in der Gesetzlichen gibt es in der PKV nicht. Vertraglich Vereinbartes gilt für die gesamte Vertragsdauer und ist rechtlich geschützt. Die großen Vorteile sind also Sicherheit und Beständigkeit. Lassen Sie uns schauen, was die beiden Versicherungssysteme ausmacht.

Soll ich mich privat versichern, ja oder nein?

Nachdem 2009 in Deutschland die allgemeine Versicherungspflicht eingeführt worden ist, bedeutet das für jeden, der in Deutschland lebt, dass er krankenversichert sein muss. Die meisten Menschen sind in Deutschland gesetzlich versichert, ungefähr 72 Millionen. Arbeitnehmer sind grundsätzlich ­versicherungspflichtig in der GKV. Überschreitet Ihr Bruttolohn jedoch eine gewisse Grenze, dann haben Sie die Möglichkeit in die PKV zu wechseln. 2023 liegt die sogenannte Versicherungspflichtgrenze, die je nach Entwicklung der Bruttolöhne in Deutschland von Jahr zu Jahr steigen oder fallen kann, bei 69.300 Euro im Jahr – beziehungsweise 5.775 Euro im Monat.

Übrigens: Der Wechsel in die PKV ist auch möglich, wenn Sie selbständig, Freiberufler, Student oder Beamter sind – unabhängig von Ihrer Einkommenshöhe.

Sind Sie einmal in die PKV gewechselt, dann bedeutet das für Sie vor allem, dass Sie dort erstklassige Leistungen nutzen können. Ihre Beitragshöhe als privat Versicherter errechnet sich dabei nicht einkommensabhängig wie in der GKV, sondern nach der Leistung des Tarifs und auch nach Ihrem Alter und Ihrem individuellen Gesundheitszustand.

Ein Wechsel in die PKV lohnt sich dementsprechend gerade für …

  • Höherverdienende Arbeitnehmer und Angestellte im öffentlichen Dienst.
  • Selbstständige oder Freiberufler. Diese haben unabhängig von ihrem individuellen Einkommen die Wahlfreiheit.
  • Beamte, die ebenfalls keine finanziellen Voraussetzungen erfüllen müssen, um in die PKV aufgenommen zu werden. Für Sie lohnt sich der Wechsel in die PKV, da Sie über die Beihilfe Ihres Dienstherren einen Zuschuss zu Ihren anfallenden Krankheitskosten bekommen, meist zwischen 50 und 70 %. Ehepartner und Kinder können auch beihilfeberechtigt sein.

Vor- und Nachteile der Privaten und Gesetzlichen Krankenversicherung


Vorteile der PKV
  • Beiträge einkommensunabhängig

  • individuelle Tarifgestaltung

  • häufig kürzere Wartezeiten

  • Leistungsgarantie


Nachteile der PKV
  • jedes Familienmitglied braucht einen eigenen Vertrag

  • Gesundheitsprüfung erforderlich


Vorteile der GKV
  • kostenfreie Familien­versicherung möglich

  • keine Gesundheitsprüfung erforderlich


Nachteile der GKV
  • Beiträge einkommensabhängig

  • keine individuelle Tarifgestaltung

  • unter Umständen längere Wartezeiten bei Fachärzten

  • keine Leistungsgarantie

Was muss ich für den Wechsel von der GKV zur PKV wissen?

Bei der Antragstellung für Ihren Wechsel von der GKV in die PKV bei Ihrem Wunschanbieter sollte Ihnen bewusst sein, dass jede Versicherungsgesellschaft eine Gesundheitsprüfung vornimmt. Warum das so ist? Ganz einfach, weil Ihre zukünftige Versicherung das finanzielle Risiko einschätzen muss. Jeder Antrag wird individuell geprüft. Aus diesem Grund könnte es sein, dass Sie für bestimmte Erkrankungen oder besondere Risikofaktoren einen Beitragszuschlag zahlen oder Leistungsausschlüsse in Kauf nehmen müssen.

Muss ich mich um die Kündigung der gesetzlichen Krankenversicherung bei einem Wechsel in die private kümmern?

Ja! Aber warten Sie am besten ab, wie die PKV Ihre Gesundheitsprüfung bewertet und ob der neue Anbieter Sie als Versicherungsnehmer akzeptiert. Kümmern Sie sich um die Kündigung Ihrer bisherigen Versicherung erst nach der Gesundheitsprüfung. Dass Sie so vorgehen, ist deswegen so wichtig, weil Sie für die Kündigung Ihrer gesetzlichen Kranken­versicherung die Aufnahmebestätigung der neuen privaten Versicherung brauchen.

Haben Sie die Bescheinigung über Ihre private Kranken­versicherung erhalten und hat Ihr Arbeitgeber Sie ­versicherungsfrei gemeldet, dann werden Sie von der Krankenkasse über die Austrittsmöglichkeit informiert. Danach haben Sie zwei Wochen Zeit, Ihren Austritt zu erklären. Damit dieser rechtswirksam ist, müssen Sie ihre neue Versicherungsbescheinigung einreichen. Versäumen Sie die Frist für den Austritt, dann werden Sie automatisch als freiwilliges Mitglied in der GKV registriert. Ist dies der Fall, dann können Sie Ihre Mitgliedschaft erst zum Ende des übernächsten Monats kündigen und in die PKV wechseln.

Übrigens: Haben Sie die Jahresarbeitsentgeltgrenze zu Beginn einer neuen Beschäftigung überschritten oder haben Sie sich selbstständig gemacht, dann ist ein sofortiger Wechsel zum Zeitpunkt der Überschreitung, beziehungsweise dem Beginn der Selbstständigkeit möglich. Wird im Laufe einer Beschäftigung die Grenze überschritten, ist ein Wechsel in die PKV frühestens zum 01.01. des Folgejahres möglich!

Ist es sinnvoll, die private Krankenversicherung zu wechseln?

Ein Anbieterwechsel sollte immer gut überlegt sein. Dabei spielen vor allem die bisherigen Leistungen, die bislang zurückgelegte Vertragsdauer und auch der aktuelle Gesundheitszustand eine wichtige Rolle, denn: Bei einem Wechsel ist auch stets eine erneute Gesundheitsprüfung erforderlich – und unter Umständen ist der Wechsel gar nicht oder nur mit Zuschlägen möglich. In jedem Fall wird Ihr Beitrag allein schon durch das höhere Eintrittsalter steigen.

Hinzu kommt, dass die beim bisherigen Krankenversicherer angesammelten Kapitalmittel (Alterungsrückstellungen), je nachdem ob der bisherige Vertrag vor 2009 abgeschlossen wurde oder erst danach, ganz oder teilweise verloren gehen. Bei allen Verträgen, die vor 2009 abgeschlossen wurden, geht das bislang angesparte Kapital bei einem Anbieterwechsel komplett verloren.

In jedem Fall sollten Sie bei einem Versicherungswechsel folgende Punkte beachten:

  • Prüfen Sie die Kündigungsfristen Ihres aktuell bestehenden Vertrags.
  • Klären Sie Ihre persönlichen Ansprüche an den neuen Tarif und vergleichen die Angebote.
  • Wenn Sie sich für den neuen Versicherer entschieden haben: Senden Sie die Kündigung fristgerecht.
  • Stellen Sie einen Antrag beim neuen Versicherer.
  • Reichen Sie die Vorlage der Aufnahmebestätigung bei Ihrem bisherigen Versicherer ein. Da in Deutschland die Verpflichtung zum Abschluss einer Kranken­versicherung besteht, ist dies wichtig zu wissen: Ihr Wechsel innerhalb der privaten Kranken­versicherung wird erst wirksam, wenn Sie Ihrem bisherigen Krankenversicherer eine Aufnahmebestätigung von der neuen Kranken­versicherung vorlegen.

Fazit: Der Wechsel in die PKV lohnt sich, wenn Sie individuellere Gesundheitsvorsorge wollen

Der große Vorteil der PKV ist die individuelle Tarifgestaltung für jede Lebenssituation mit einkommensunabhängigen Beiträgen. Ein Wechsel lohnt sich für höherverdienende Arbeitnehmer, für Beamte und Angestellte im Öffentlichen Dienst sowie für Selbstständige oder Freiberufler.

Sie können Ihren privaten Kranken­versicherungsschutz individuell auf Ihre Wünsche und Bedürfnisse hin anpassen. Wenn Ihnen Sicherheiten wie eine dauerhafte Leistungsgarantie wichtig sind und Sie insgesamt rundum besser versorgt sein wollen, dann lohnt sich für Sie ein Wechsel in die PKV.

Über die Autorin

User Experience Researcher
Jennifer Wysmolek

Jennifer Wysmolek arbeitet bei der SIGNAL IDUNA als User Researcherin im Bereich der Krankenvoll­versicherung und Beihilfe. Im Fokus steht dabei die Entwicklung kundenzentrierter Lösungen zum Schutz der Gesundheit unserer Kunden und Kundinnen. In ihrer Freizeit wandert die Hamburgerin gern in der Natur und findet große Freude an kreativen Tätigkeiten.

Jennifer Wysmolek

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