Welche Versicherungen benötige ich beim Hausbau?

Marisa Reinhard
7 Min. Lesezeit

Das Grundstück ist gekauft, die Verträge sind unterzeichnet und die Planung für das Eigenheim steht. Nun kann es mit dem Hausbau losgehen. Doch wo gehobelt wird, fallen nicht nur Späne, sondern können auch Unfälle und Schäden passieren. Mit welchen Versicherungen Sie sich während und nach dem Hausbau absichern können.

Veröffentlicht am 08. Februar 2023

Eine glückliche Familie in ihrem Haus.

Kurzer Überblick

  • Bauherrinnen und Bauherren sollten sich bereits gegen Risiken des Hausbaus versichern, noch bevor der Bau losgeht.
  • Damit sind nicht nur Unfälle auf der Baustelle gemeint. Auch Schäden durch Unwetter, Feuer oder Rohrbrüche können Sie unerwartet finanziell belasten. 
  • Wichtigste Versicherung beim Hausbau ist die Bau­versicherung. Sie setzt sich als Versicherungspaket aus der Bauherrenhaftpflicht, Bauleistungs- und Feuerrohbau­versicherung zusammen.
  • Auch für die Zeit nach dem Einzug sollten Sie Ihr Eigenheim schützen, zum Beispiel mit einer Wohngebäude- oder Hausrat­versicherung sowie einer Risikolebens­versicherung.

Verantwortung für Risiken beim Hausbau übernehmen

Wer den Hausbau wagt, erfüllt sich oft einen langgehegten Traum. Auch deshalb sind mit einem Bauvorhaben viele Emotionen verbunden. Die Verwirklichung des Eigenheims nach Maß ist etwas Besonderes – und für viele Menschen das größte Projekt in ihrem Leben. 

Sie gehören zu den künftigen Bauherrinnen und Bauherrn? Bestimmt kennen Sie das besondere Gefühl der Vorfreude, ihr künftiges Haus nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Ob Anzahl der Zimmer, Farbe der Außenfassade oder Größe der Gartenterrasse – Sie haben die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie sie künftig wohnen und leben möchten.

Vorkehrungen treffen und mit gutem Gefühl ins Bauprojekt starten

Doch sicherlich kennen Sie auch die Momente, in denen sich zur Vorfreude Unsicherheit gesellt. Denn eigenständig Entscheidungen über sein künftiges Heim zu treffen, bedeutet auch Verantwortung zu übernehmen. Schließlich sind mit einem Bauvorhaben Risiken verbunden.

Ein junges Paar sitzt glücklich auf dem Sofa.

Schon bei den ersten Planungen entwickeln Bauherrinnen und Bauherrn oft eine emotionale Bindung zum künftigen Eigenheim. Für viele ist es ein Lebenstraum, der in Erfüllung geht.

Zwar lassen sich Risiken nicht komplett vermeiden, da sie zum Leben nun einmal dazu gehören. Das Gute: Als Bauherrin oder Bauherr haben Sie das Heft selbst in der Hand und können Vorkehrungen treffen, um für den Schadensfall gewappnet zu sein. So starten Sie beruhigter in Ihr Bauprojekt und können sich umso mehr auf die eigenen vier Wände freuen.

Im ersten Schritt sollten Sie dafür einige Fragen für sich beantworten:

  • Welche Versicherungen muss ich abschließen? Welche Schadensfälle werden durch welche Versicherungen abgedeckt? 
  • Wann ist der beste Zeitpunkt, um Versicherungen rund um den Hausbau abzuschließen?
  • Ist die Finanzierung langfristig gesichert – auch für den Fall, dass dem Kreditnehmenden etwas passiert?

Vermutlich können Sie nicht alle Fragen aus dem Effeff beantworten. Keine Sorge, das müssen Sie auch nicht. In diesem Blogartikel finden Sie einen Überblick über die wichtigsten Versicherungen beim Hausbau.

Diese Versicherungen benötigen Sie während der Bauphase

Auf einer Baustelle geht es oft hoch her, Gefahren lauern an jeder Ecke. Entstehen Schäden am Bau oder passieren Unfälle, sind Sie als Bauherrin oder Bauherr in der Regel verantwortlich. Ein Umstand, der im Ernstfall mit hohen Kosten im sechsstelligen Bereich verbunden ist.

Kurz informiert: Wer trägt die Verantwortung auf der Baustelle?

Auch wenn Sie für Ihren Hausbau ein Bauunternehmen beschäftigen – bei Schäden oder Unfällen ist immer derjenige verantwortlich, der das Bauvorhaben in Auftrag gibt. Als Bauherrin oder Bauherr ist es Ihre Pflicht, die Baustelle abzusichern, damit sich niemand verletzt. 

Diese Aufgabe müssen Sie zwar nicht selbst erledigen, sondern können sie dem Bauleiter übergeben. Die Überwachungspflicht liegt jedoch weiterhin in Ihrer Verantwortung. Sollte es also zum Schaden kommen, haften Sie mit Ihrem eigenen Vermögen.

Um sich gegen Risiken abzusichern, gibt es für den Hausbau ein wichtiges Versicherungspaket: die Bauzeit­versicherung. Sie setzt sich in der Regel zusammen aus der 

  • Bauherrenhaftpflicht­versicherung
  • Bauleistungs­versicherung
  • Feuerrohbau­versicherung

Selbstverständlich können Sie diese bei Bedarf auch einzeln abschließen. Doch was verbirgt sich hinter den einzelnen Versicherungen und wie können typische Schadensfälle aussehen?

Bauherrenhaftpflicht­versicherung

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ein nasskalter Novembertag, plötzlich löst sich die Halterung eines Baugerüsts aus dem Boden – es kippt um und trifft einen neugierigen Spaziergänger, der sich zu nah an den Baugrund gewagt hat. Der Arm des Passanten wird bei dem Unfall eingeklemmt, es folgen lange Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte. In Folge des Unfalls kann der Mann den Arm nicht mehr bewegen und ist berufsunfähig. 

Als Bauherrin oder Bauherr kann Ihnen in solchen Fällen eine Schadenersatzklage drohen, bei der oft hohe Entschädigungssummen im Raum stehen. Dazu gehören Kosten für medizinische Versorgung, Schadenersatzforderungen, Ausgleich des Verdienstausfalls oder eine lebenslange Rente für die betroffene Person.

Der Rohbau eines Einfamilienhauses.

Unverzichtbar für jeden, der ein Haus baut: die Bauherrenhaftpflicht­versicherung. Sie springt ein, wenn es auf der Baustelle zu Personen- oder Sachschäden kommt.

Eine private Haftpflicht­versicherung fängt die Kosten in der Regel nicht auf, da für den Hausbau oft höhere Versicherungssummen gelten. Umso wichtiger ist ein spezieller Haftpflichtschutz in Form der Bauherrenhaftpflicht­versicherung.

Sie schützt im Ernstfall vor Schadensforderungen bei:

  • mangelnder Abdeckung von Gruben
  • herabstürzenden Gerüsten
  • Stürzen von Passantinnen und Passanten auf der verunreinigten Straße
  • vereistem Bürgersteig vor der Baustelle
  • Schäden von Anliegerinnen und Anliegern, die durch Staub und Schmutz bei den Baumaßnahmen entstehen

Mit einer Bauherrenhaftpflicht­versicherung sichern Sie sich also finanziell gegen Forderungen Dritter ab, die durch die Baustelle oder auf dem Baugrundstück zu Schaden gekommen sind.

Bauleistungs­versicherung

Baustellen sind oft nur wenig abgesperrt, über Nacht unbewacht und deshalb leicht zugänglich. Das lockt leider auch Diebe an, die hochwertige Baumaterialien wie Kupferrohre auf dem Schwarzmarkt weiterverkaufen. Laut einer Statistik des Bundesinnenministeriums kann die Polizei von knapp 24.000 Baustellendiebstählen jährlich nur zehn Prozent der Taten aufklären.

In solchen Fällen springt die Bauleistungs­versicherung ein. Sie schützen Bauherrinnen und Bauherr vor finanziellen Rückschlägen durch unvorhersehbare Schäden am Gebäude. 

Neben Diebstahl greift die Bauleistungs­versicherung bei

  • Schäden durch höhere Gewalt
  • Vandalismus 
  • Folgeschäden durch Konstruktions- sowie Materialfehlern 

Viele Versicherungen bieten zudem Tarifbausteine an, in denen Sie sich zusätzlich gegen Diebstahl bei fest verbauten Baumaterialien versichern können

Doch aufgepasst: Obwohl eine Bauleistungs­versicherung Schäden durch Unwetter mitversichert, kommt sie nicht für Brand, Blitzschlag oder Explosionen auf. Diese Fälle sind durch eine Feuerrohbau­versicherung gedeckt.

Feuerrohbau­versicherung

Für Bauherrinnen und Bauherrn ist es ist der Alptraum schlechthin: Auf der Baustelle bricht ein Feuer aus und zerstört das Haus, noch bevor es fertiggestellt ist. Nicht auszudenken, welch finanzieller Schaden dadurch entsteht! 

Falls so etwas passiert, schützt Sie eine Feuerrohbau­versicherung. Gut zu wissen: Diese können sie meist nur in Verbindung mit einer Wohngebäude­versicherung abschließen. So garantiert Ihre Versicherung Ihnen einen lückenlosen Schutz zwischen Fertigstellung des Hauses und Einzug. Häufig ist die Feuerrohbau­versicherung dadurch ebenfalls beitragsfrei.

Die Feuerrohbau­versicherung schützt Sie darüber hinaus bei Schäden durch:

  • Brand
  • Blitzschlag
  • Überspannung durch Gewitter
  • Explosionen und Implosionen

Kurios: Mit einer Feuerrohbau­versicherung sind Sie sogar für den Fall versichert, dass ein bemanntes Flugzeug in Ihre Baustelle abstürzt oder gegen den Bau prallt.

Wissenswert: Wer selbst handwerkt, sollte an die Unfall­versicherung denken

Ein Hausbau ist kostspielig. Um Geld zu sparen, erledigen einige Bauherrinnen oder Bauherrn zumindest kleinere Arbeiten selbst.

Dabei kann es jedoch zu Unfällen kommen: Die Bauherrin stürzt von einer Leiter und bricht sich kompliziert das Bein. Der Bauherr schneidet sich mit der Stichsäge in den Finger und durchtrennt eine Sehne.

Eine Unfall­versicherung bietet Schutz bei Unfällen, die in der Freizeit (und eben auch auf dem Bau) passieren – beispielsweise in Form einer lebenslangen Rente oder Einmalzahlung bei dauerhaften Gesundheitsschäden.

Nach dem Einzug: Dieser Versicherungsschutz ist wichtig

Sie haben Ihr Bauprojekt fertiggestellt und können nun endlich in Ihr Traumhaus einziehen? Willkommen daheim – das Wohnen kann beginnen! Auch jetzt sollten Sie absichern, was Ihnen lieb ist. Denn unerwartete finanzielle Belastungen können den Traum vom Eigenheim mit einem Schlag platzen lassen.

Ein Vater hat Spaß mit seinen Kindern mit einem Umzugskarton.

Willkommen zuhause! Damit das Glück vom Eigenheim nach dem Einzug kein jähes Ende nimmt, schützt sie zum Beispiel eine Wohngebäude-, Hausrat- oder Risikolebens­versicherung.

Wohngebäude­versicherung

Eine Wohngebäude­versicherung ist die wichtigste Versicherung für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer. Sie deckt sämtliche Schäden an den eigenen vier Wänden ab. Neben dem Gebäude gehören dazu auch Nebengebäude und Außenanlagen wie Gartenhäuser, Garagen oder Carports.

Ähnlich wie die Feuerrohbau­versicherung während der Bauzeit springt die Wohngebäude­versicherung ein bei Schäden durch 

  • Feuer, Blitzschlag und Überspannung durch Gewitter
  • Leitungswasser und Rohrbruch
  • Frost
  • Blitzschlag
  • Sturm und Hagel 

Kurzum: Die Wohngebäude­versicherung versichert alles, was fest mit dem Gebäude verbunden ist wie Fenster, Türen oder auch Böden.

Hausrat­versicherung

Der Unterschied zwischen einer Wohngebäude­versicherung und einer Hausrat­versicherung lässt sich am besten mit einem Gedankenspiel erklären: Stellen Sie sich vor, Sie stellen Ihr Haus einmal auf den Kopf. Alle Sachen, die herausfallen, sind über eine Hausrat­versicherung abgedeckt. Dazu gehört der durchgesessene Lieblingssessel ebenso wie das geerbte Schmuckstück oder der neue Designer-Esstisch aus Teakholz.

Versichert sind dabei Schäden durch:

  • Feuer
  • Sturm und Hagel
  • Leitungswasser
  • Einbruch und Diebstahl
  • Vandalismus durch Einbruch

Eine Hausrat­versicherung schützt demnach Ihr gesamtes Hab und Gut, das sich im Laufe des Lebens im Haushalt angesammelt hat.

Baufinanzierung langfristig schützen

Die Finanzierung für den Hausbau steht? Sehr gut! Aber haben Sie auch daran gedacht, diese langfristig zu sichern?

Viele Menschen müssen sich für den Hausbau Geld bei der Bank leihen. Den Kredit zahlen sie oft jahrzehntelang ab. Doch was passiert, wenn sie die Raten aufgrund finanzieller Engpässe nicht mehr allein stemmen können?

Eine junge Familie genießt ihr Glück.

Viele Familien leihen sich für den Hausbau Geld bei der Bank. Kann der Kredit nicht mehr abbezahlt werden, weil ein Einkommen wegfällt, kann schnell die Schuldenfalle drohen.

Hinterbliebenenschutz mit einer Risikolebens­versicherung

An den Ernstfall denkt niemand gern. Doch im Leben kann sich manchmal alles von der einen auf die andere Sekunde ändern. Wenn der Kredit nicht mehr abbezahlt werden kann, bricht die Eigenheim-Finanzierung zusammen und Hinterbliebene geraten in die Schuldenfalle. 

Mit einer Risikolebens­versicherung verhindern Sie dies. Im Todesfall des Kreditnehmers oder der Kreditnehmerin wird eine Versicherungssumme an Begünstigte ausgezahlt, mit der die Immobilienfinanzierung gesichert ist. Wie hoch diese ausfällt und wie lange der Vertrag laufen soll, können Sie selbst bestimmen. Je früher Sie eine Risikolebens­versicherung abschließen, desto günstiger sind Ihre Beiträge.

Fazit

Um Ihr künftiges Eigenheim abzusichern, lohnt sich der Abschluss einiger Versicherungen, um im Ernstfall vor finanziellen Schäden gewappnet zu sein. Wichtig sind dabei vor allem die Bauzeit­versicherung mit Haftpflicht- und Bauleistungsschutz, Wohngebäude­versicherung sowie die Risikolebens­versicherung zur langfristigen Absicherung Ihres Kredits. 

Bedenken Sie jedoch: Je nach Bauvorhaben können auch weitere Versicherungen für Sie sinnvoll sein. Vielleicht möchten Sie die teure Smart-Home-Ablage in Ihrem neuen Zuhause absichern oder sich gegen Risiken durch Überschwemmungen mit einer Elementar­versicherung schützen? Für einen Versicherungsschutz, der individuell auf Ihre Lebenssituation einzahlt, lohnt sich deshalb immer eine individuelle Beratung. Denn auch bei der Absicherung Ihres Lebenstraums sollten Sie nichts dem Zufall überlassen.

Über die Autorin

Marketingmanagerin
Marisa Reinhard

Marisa Reinhard ist Marktmanagerin im Digitalmarketing der SIGNAL IDUNA. Als Expertin für alle Fragen rund um das private und gewerbliche Komposit-Geschäft verfasst sie Ratgeberartikel zu Themen wie Hausrat-, Haftpflicht-, Gebäude-, Kfz-, Unfall- und Gewerbe­versicherungen. Die studierte Wirtschaftspsychologin widmet sich nebenberuflich der Foto- und Videografie. 

Marisa Reinhard

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