Risikolebens­versicherung ohne Gesundheitsfragen: Geht das?

Karin Linden
6 Min. Lesezeit

Gibt es eine Risikolebens­versicherung ohne Gesundheitsfragen? Warum sind die Fragen für einen fairen Versicherungsschutz notwendig – und was werde ich gefragt?

Veröffentlicht am 24. Januar 2023

Ein Paar geht am Strand spazieren.

Kurzer Überblick

  • Eine Risikolebens­versicherung ohne Gesundheitsprüfung gibt es nicht. Bei jedem Antrag müssen Sie Fragen über Ihren aktuellen Gesundheitszustand beantworten. So kann die Versicherung Ihr persönliches Risiko einschätzen und einen individuellen Beitrag berechnen.
  • Die Gesundheitsprüfung hat einen einfachen Grund: Ein einheitlicher Grundtarif wäre für die meisten Menschen viel teurer. Nur so kann es faire, bezahlbare Beiträge für jede einzelne Person geben – Sie bezahlen nur, was Ihrem tatsächlichen Risiko entspricht.
  • In den meisten Fällen können Sie sich trotz Vorerkrankungen versichern lassen. Die Gesundheitsfragen ermitteln den Stand Ihrer Gesundheit, damit Ihre Versicherung den passenden Beitrag für Sie berechnen kann. Auch die meisten Hobbys stellen kein Hindernis dar – trotz Bergsteigen und Tauchen ist eine Versicherung in der Regel möglich.
  • Wenn Sie eine Immobilie kaufen, können Sie im Rahmen der Finanzierung eine Risikolebens­versicherung mit vereinfachten Gesundheitsfragen abschließen.

Warum es keine Risikolebensversicherung ohne Gesundheitsfragen geben kann

Viele Menschen haben den Wunsch, ihre Angehörigen für den Ernstfall abzusichern. Eine einfache Möglichkeit dazu bietet eine Risikolebens­versicherung: Diese garantiert zu günstigen Konditionen, dass Ihre Hinterbliebenen im Fall Ihres Todes finanziell versorgt sind.

Damit die Beiträge möglichst gering bleiben, ist beim Abschluss der Versicherung eine Gesundheitsprüfung notwendig. Teil dieser Prüfung sind die sogenannten Gesundheitsfragen. Durch die Fragen kann der Versicherer Ihren individuellen Gesundheitszustand einschätzen und auf dieser Grundlage einen passenden Beitrag für Sie berechnen.

Eine Risikolebens­versicherung ohne Gesundheitsfragen abzuschließen, ist nicht möglich – und wäre auch nicht fair. Pflegen Sie zum Beispiel einen gesunden Lebensstil, rauchen nicht und leiden unter keinerlei Vorerkrankungen? Dann bringen Sie ein geringeres Risiko mit als jemand, der Fallschirm springt oder Diabetes hat. Infolge profitieren Sie gerechterweise von einem günstigeren Tarif.

Schwere Erkrankungen, wie etwa Krebs oder Tumore, können dazu führen, dass eine Versicherung gar nicht möglich ist. Das Sterberisiko wäre zu hoch und die Versicherung nicht finanzierbar. In vielen Fällen ist der Abschluss einer Risikolebens­versicherung aber trotz Vorerkrankungen möglich. Es erhöht sich lediglich der individuelle Beitragssatz durch einen sogenannten Risikozuschlag.

Bei einer Risikolebens­versicherung ohne Gesundheitsprüfung müssten hingegen alle das erhöhte Risiko einzelner Personen tragen. Der Tarif wäre für die meisten um ein Vielfaches teurer, obwohl Sie selbst nur ein geringes Risiko mitbringen. Mit einer Gesundheitsprüfung bleibt die Versicherung hingegen erschwinglich, und es können möglichst viele Menschen von ihr profitieren.  

Ein Paraglider schwebt über einen Fjord in Norwegen.

Wer riskante Hobbys wie Paragliding ausübt, zahlt höhere Beiträge für die Risikolebens­versicherung.

Gesundheitsfragen und Gesundheitsprüfung – was ist der Unterschied?

Bei einer Gesundheitsprüfung schaut sich der Versicherer Ihren Gesundheitszustand und Krankenverlauf der vergangenen  Jahre an.

Die sogenannten Gesundheitsfragen sind ein Teil der Gesundheitsprüfung. Sie zielen darauf ab, einen realistischen Eindruck von Ihrer individuellen Gesundheit und Ihrem Lebensstil zu gewinnen. Die Versicherung kann so mögliche Risikofaktoren berücksichtigen und faire Beiträge für alle Versicherungsmitglieder kalkulieren.   

Welche Gesundheitsfragen werden gestellt?

Viele Menschen sehen die Gesundheitsfragen als eine unangenehme Hürde an. Doch das müssen sie nicht sein! Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken: Am wichtigsten ist es, ehrlich zu sein und die Fragen gewissenhaft zu beantworten. Wer keine falschen Angaben macht, hat auch nichts zu befürchten.

Gesundheitsprüfung zum Abschluss einer Risikolebens­versicherung  – das werden Sie gefragt:

Wie hoch ist das Risiko, dass der Versicherungsfall eintritt? Das soll die Gesundheitsprüfung ermitteln. Daher müssen Sie Fragen zu Vorerkrankungen, Krankenhausaufenthalten, Lebensgewohnheiten und Freizeitaktivitäten beantworten. Doch nicht alle Krankheiten sind für die Risikobewertung relevant.

Unsere Übersicht zeigt, welche Angaben wichtig sind und welche Sie weglassen können:

Weitere Fragen beziehen sich auf den Body-Mass-Index (BMI), das Rauchverhalten und Risikosportarten, zum Beispiel Sky Diving, Tauchen über 40 Meter oder Motorsport. 

Es kann außerdem sein, dass Sie zusätzlich zu den Fragen einen Arztbericht oder ein ärztliches Zeugnis einreichen müssen. 

Tipp: Beantworten Sie alle Fragen ausführlich und wahrheitsgemäß – denn nur so erhalten Sie einen gültigen Versicherungsschutz.

Risikolebensversicherung mit vereinfachten Gesundheitsfragen

Eine Risikolebens­versicherung wird nie ganz ohne Gesundheitsprüfung möglich sein. Doch gibt es bei einigen Versicherern einen Sonderfall, in dem eine vereinfachte Form angewandt werden kann: im Rahmen einer Immobilienfinanzierung. In diesem Fall müssen Sie nur einen Teil der oben dargestellten Fragen beantworten.

Voraussetzungen für eine Risikolebens­versicherung mit vereinfachten Gesundheitsfragen:

  • Sie wollen sich im Rahmen einer Immobilienfinanzierung versichern.
  • Sie sind nicht älter als 40 Jahre.
  • Die Versicherungssumme entspricht dem Darlehensvertrag (maximal 500.000 Euro).
  • Sie haben die Immobilie in den vergangenen sechs Monaten erworben.

Durch die vereinfachte Gesundheitsprüfung bieten Versicherungen Ihnen eine unkomplizierte Lösung, Ihre Angehörigen im Todesfall abzusichern. Denn mit einer Risikolebens­versicherung stellen Sie sicher, dass Ihre Hinterbliebenen den aufgenommenen Kredit zurückzahlen können und sich um diese finanzielle Belastung keine Sorgen machen müssen.

Eine fröhliche Famile vor ihrem neuen Haus.

„Gesundheitsfragen light“: Bei der Absicherung einer Immobilienfinanzierung ist es unter bestimmten Voraussetzungen möglich, eine abgespeckte Gesundheitsprüfung zu durchlaufen.

Gefährden die Gesundheitsfragen meine Risikolebensversicherung?

Viele Menschen befürchten, dass sie aufgrund ihrer Vorerkrankungen oder Hobbys nicht versicherbar sind. Häufig steht der Versicherung allerdings nichts im Wege, da der Versicherungsbeitrag sich an die individuellen Umstände anpasst.

Besonders schwere Fälle wie Krebs- und Tumorerkrankungen oder chronisches Nierenversagen verhindern unter Umständen ein Versicherungsangebot. Auch Menschen, die einen gefährlichen Beruf ausüben oder in ihrer Freizeit einer Extremsportart nachgehen, können sich möglicherweise nicht versichern.

Wer sich eine Risikolebens­versicherung ohne Gesundheitsfragen wünscht oder nicht versicherbar ist, kann eine Sterbegeld­versicherung in Betracht ziehen. Für diese ist bis zu einer Versicherungssumme von 15.000 Euro keine Gesundheitsprüfung notwendig – vorausgesetzt, Sie sind bei der Antragsstellung älter als 40 Jahre.

Bitte beachten Sie aber, dass eine Sterbegeld­versicherung keine wirkliche Alternative ist, wenn Sie beispielsweise einen Immobilienkredit oder Ihre Familie im Todesfall mit einer hohen Summe absichern möchten. Eine Sterbegeld­versicherung dient lediglich dazu, Ihre Hinterbliebenen bei anfallenden Bestattungskosten zu entlasten.

Zuletzt bleibt natürlich immer die Möglichkeit, dass Sie eigene finanzielle Rücklagen bilden. So können Sie Ihre Angehörigen absichern, auch wenn keine Versicherung möglich ist. Wer welchen Anteil erbt, legen Sie in einem Testament oder in einem Erbvertrag fest. Ansonsten greift die gesetzliche Erbfolge.

Fazit zur Risikolebensversicherung ohne Gesundheitsfragen

Es gibt keine Risikolebens­versicherung ohne Gesundheitsprüfung – und das aus gutem Grund. Die Gesundheitsfragen dienen dazu, dass die Versicherung das Risiko bei Versicherungsbeginn bestmöglich einschätzen kann. So ergeben sich individuelle und faire Tarife für alle Versicherungsmitglieder. Ohne die Risikokalkulation wären die generellen Beiträge viel teurer, und weniger Menschen könnten sich die Absicherung ihrer Angehörigen leisten.

Aber keine Sorge: Die Gesundheitsfragen stellen eine geringere Hürde dar, als Sie vielleicht denken. Denn eine Versicherung ist in vielen Fällen möglich – trotz Vorerkrankungen oder Extremsportarten als Freizeitbeschäftigung.

Wenn Sie mit einer Risikolebens­versicherung Ihren Immobilienkredit absichern möchten, können Sie zudem von einer vereinfachten Gesundheitsprüfung profitieren.

Fragen und Antworten zu Gesundheitsfragen

Über die Autorin

Marktmanagerin
Karin Linden

Karin Linden ist als Marktmanagerin im Bereich Marketing für die SIGNAL IDUNA tätig. Als Expertin für die Themen Arbeitskraftabsicherung  und Risikoabsicherung verfasst sie informative Ratgeberbeiträge. Ihr Fachwissen gibt sie zudem bei Vorträgen zur Dienstunfähigkeitsabsicherung für Beamtinnen und Beamte weiter. In ihrer Freizeit genießt die Juristin ausgedehnte Spaziergänge mit ihren Hunden.

Karin Linden

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