So machen Sie Ihr Fahrrad diebstahlsicher

Lars Schliewe
7 Min. Lesezeit

Gelegenheit macht Diebe – vor allem bei geparkten Fahrrädern, die nicht ausreichend gesichert sind. Eine Patentlösung gegen Diebstahl gibt es zwar nicht. Mit diesen Tipps erschweren Sie es Langfingern jedoch, Ihr Rad zu stehlen.

Veröffentlicht am 23. August 2023

Endlich ist es so weit: Sie haben Ihr Traumfahrrad gefunden. Voller Vorfreude holen Sie es beim Händler ab und können die erste Radtour kaum erwarten. Noch bevor es in den Sattel geht, plagen Sie bereits erste Sorgen: Wie kann ich mein Fahrrad gegen Diebstahl sichern?

Nur zehn Prozent aller Diebstähle werden aufgeklärt

Rund 230.000 Fahrräder und E-Bikes wurden 2021 laut Bundeskriminalamt in Deutschland gestohlen und polizeilich erfasst. Zwar ist die Zahl der geklauten Bikes damit auf ein Rekordtief gesunken. Allerdings werden nur neun Prozent der Diebstähle überhaupt aufgedeckt, sodass die Räder zu ihren ursprünglichen Besitzenden zurückfinden. Ist das Fahrrad also einmal weg, stehen die Chancen schlecht, dass Sie es wiederbekommen.

Mann stiehlt in der Stadt ein nicht gesichertes Fahrrad

Am häufigsten wird deutschlandweit in Leipzig geklaut: Pro 100.000 Einwohnende kam es 2021 zu 1.375 gestohlenen Fahrrädern (Quelle: Bundeskriminalamt).

Komplett verhindern lässt sich ein Fahrraddiebstahl leider nicht. Auch das sicherste Schloss der Welt kann man mit dem nötigen Werkzeug, geschickten Handgriffen und einer großen Portion krimineller Energie knacken. Allerdings können Sie es Dieben erheblich erschweren, Ihr Fahrrad zu stehlen. Wie das am besten funktioniert – hier erhalten Sie die wichtigsten Tipps.

1. Befestigen Sie Ihr Fahrrad an anderen Gegenständen

Selbst wenn Sie Ihr Rad nur kurz aus den Augen lassen: Es reicht nicht, das Schloss allein am Bike zu befestigen. Denn Diebe können Ihr Fahrrad ohne weiteres wegtragen und das Schloss später in Ruhe an einem anderen Ort knacken.

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) empfiehlt daher, das Rad immer mit dem Rahmen sowie mit dem Vorder- oder Hinterrad an einem festen Gegenstand wie einer Straßenlaterne oder einem fest verankerten Fahrradständer anzuschließen.

Außerdem ist es wichtig, dass Sie das Schloss stramm an einem anderen Gegenstand befestigen. So bieten Sie Fahrraddieben keinen Hebelansatz, damit diese Ihr Schloss aufbrechen können.

Doppelt hält besser

Wenn Sie mit mehreren Personen unterwegs sind, schließen Sie die Räder mit allen Schlössern zusammen ab. Je mehr Schlösser zu knacken sind, desto größer ist für Diebe der Zeitaufwand – und somit auch die Wahrscheinlichkeit, erwischt zu werden. Denn Ihre Räder sind dadurch kein attraktives Beuteziel mehr.

2. Nutzen Sie ein stabiles Fahrradschloss

Günstig muss man sich leisten können – vor allem, wenn die Folge ein gestohlenes Fahrrad ist. Verzichten Sie lieber auf die Schnäppchenjagd beim Schlosskauf. Vielmehr gilt: Je teurer das Fahrrad, desto mehr Geld sollten Sie in ein diebstahlsicheres Fahrradschloss investieren. 

Verschiedene Tests der Stiftung Warentest haben gezeigt, dass insbesondere Bügelschlösser mit Drehscheibenzylinder am schwersten zu knacken und dadurch besonders diebstahlsichere Fahrradschlösser sind. Preislich beginnen die qualitativ hochwertigen Modelle bei 50 Euro.

Für ein stabiles Schließsystem eignen sich aber auch Ketten-, Panzerkabel- oder Faltschlösser. Wenn Sie sich doppelt gegen Diebstahl sichern möchten, kombinieren Sie einfach zwei unterschiedliche Schlosstypen miteinander.

Zahlenschloss an einem Fahrrad zum Schutz vor Diebstahl

Wer sein Rad liebt, spart auch beim Zubehör nicht. Kettenschlösser sind zwar nicht günstig, gehören jedoch zu den diebstahlsichersten Fahrradschlössern.

Qualität macht den Unterschied

Massives Material wie gehärteter Stahl und eingebaute Drehscheibenzylinder bieten hohen Schutz. Auch die Masse zählt. Hochwertige Schlösser wiegen deshalb in der Regel mehrere Kilogramm.

Welche Schlösser sichern Fahrräder am besten vor Diebstahl?

Wussten Sie, dass drei Minuten darüber entscheiden können, ob Ihr Fahrrad gestohlen wird oder nicht? So lange sollte ein Fahrradschloss Knackversuchen standhalten. Dauert es länger, lassen Diebe oft von der Beute ab – aus Angst, erwischt zu werden. 

Der ADFC empfiehlt folgende Schloss-Typen:

  • Faltschlösser sind handlich und lassen sich ganz kompakt in einer Halterung am Rahmen verstauen. Achten Sie aber darauf, dass das Faltschloss lang genug ist, damit Sie es flexibel einsetzen können.
  • Bügelschlösser mit schweren Stahlbügeln gelten gemeinhin als die sichersten Schlösser. Hochpreisige Markenprodukte liefern hier die beste Qualität und den besten Schutz.
  • Panzerkabel- oder Kettenschlösser sind nicht nur besonders widerstandsfähig, sie bieten auch ein hohes Maß an Flexibilität, sodass Sie es problemlos an einem Gegenstand anschließen können.

Davon sollten Sie lieber die Finger lassen: Seil- Rahmen- oder Spiralkabelschlösser können geübte Langfinger blitzschnell zum Beispiel mit einem Bolzenschneider knacken.

3. Registrieren Sie Ihr Rad mit einem Fahrradpass

Notieren Sie direkt nach dem Kauf Ihres Fahrrads wichtige Informationen zum Modell wie Rahmennummer, Fabrikat oder besondere Merkmale in einem Fahrradpass. Sie erhalten ihn beim Fahrradhändler, in jeder Polizeidienststelle oder bei Ihrer Versicherung. Der Fahrradpass ist ebenso als App kostenlos im Google Play Store sowie im App Store verfügbar.

Bewahren Sie zudem den Kaufvertrag auf und fotografieren Sie das Fahrrad: Achten Sie darauf, auffällige Details wie Gravuren oder kleine Schäden, Kratzer oder Dellen zu dokumentieren. Das erhöht die Chance, Ihr Fahrrad nach dem Diebstahl wiederzufinden, und erleichtert die Schadensregulierung mit Ihrer Versicherung.

Übrigens: Je einzigartiger Ihr Fahrrad ist, desto besser. Individuelle Merkmale machen das Fahrrad unverwechselbar und schützen es vor Diebstahl.

Unverkennbares Fahrrad

Haben Sie schon von der ADFC-Fahrradcodierung gehört? Dabei wird ein individueller Code in den Rahmen des Rads eingraviert, der von Polizei und Fundbüros problemlos entschlüsselt werden kann. Diebe werden zudem abgeschreckt, da sich der Code kaum entfernen lässt und das Rad als erkennbare Hehlerware schwerer zu verkaufen ist. Laut ADFC hat die Methode Erfolg: In Regionen, in denen regelmäßig Codieraktionen durchgeführt werden, ist die Anzahl der Diebstähle gesunken.

4. Wählen Sie belebte Straßen und Plätze als Abstellorte

Dunkle Ecken und einsame Plätze laden Fahrraddiebe geradezu ein. Der Abstellplatz des Fahrrads sollte deshalb gut gewählt sein. Stellen Sie Ihr Gefährt an einem hellen, gut einsehbaren und belebten Ort ab. Das gilt insbesondere für Langzeitparkende.

Wenn Sie die Möglichkeit haben, Ihr Rad in einem Keller oder einer Garage abzustellen – nur zu! Geschlossene Räume bieten den besten Schutz. Allerdings sollten Sie auch hier nicht vergessen, das Rad mit einem Schloss zu sichern.

Ebenfalls wichtig: Wählen Sie in der Öffentlichkeit unterschiedliche Abstellorte. Wer sein Fahrrad öfter für mehrere Stunden am selben Ort anschließt, gibt Langfingern unbeabsichtigt Gelegenheit, die Beute auszuspähen und den Diebstahl in Ruhe zu planen.

Fahrräder in Freiburg vor der Uni Bibliothek

Schrecken Fahrraddiebe am meisten ab: Offene und belebte Plätze mit Fahrradstellplätzen wie hier an der Universität Freiburg.

Gütesiegel

Der ADFC testet deutschlandweit verschiedene Radständer und Abstellanlagen. Besonders sichere Fahrradparkplätze erhalten das Gütesiegel „ADFC-empfohlen“. Dort lassen sich Vorderrad und Rahmen mit einem Schloss am Ständer sichern. Außerdem kann das Rad nicht wegrollen.nem hellen, gut einsehbaren und belebten Ort ab. Das gilt insbesondere für Langzeitparkende.

5. Setzen Sie auf smarte Diebstahlsicherungen

Zugegeben: Wenn es um digitale Lösungen gegen Fahrraddiebstahl geht, ist vieles noch Zukunftsmusik. Bislang können diese Diebstahlsicherungen mechanische Fahrradschlösser allenfalls ergänzen, jedoch nicht ersetzen.

Smarte Fahrradschlösser machen sich allerdings schnell bezahlt. Denn sie sind mit digitaler Technik ausgestattet, die per App bedienbar ist. Moderne Lösungen machen es möglich, dass Sie die Standortdaten Ihres Rads per GPS abrufen können. Im Falle eines Diebstahls erhalten Sie eine Warnung und können umgehend die Polizei alarmieren.

Einige Hersteller von Fahrradschlössern haben sogar Modelle auf den Markt gebracht, die mit einer elektronischen Alarmfunktion ausgestattet sind. Besonderer Clou: Die Technik ist in der Lage, kleine Erschütterungen am Schloss von gewaltsamen Aufbruchversuchen zu unterscheiden. Das reduziert das Risiko von Fehlalarmen.

Kurioses Fahrradschloss

Fahrraddiebe mit schlechtem Geruch vertreiben? Ein bisher einzigartiges Schloss macht das möglich. Sobald das automatisierte System einen Knackversuch feststellt, schreckt es Langfinger mit einem übelriechenden Gasgemisch ab.

Extratipp für E-Bike-Fans: Gute Tarnung ist die halbe Miete

Anfangs als „Rentnerfahrrad“ verschrien, nutzen inzwischen immer mehr junge Menschen E-Bikes. Doch das zunehmende Interesse lockt auch Diebe an. Denn E-Bikes sind teurer als gewöhnliche Fahrräder – und bringen dementsprechend mehr Geld beim illegalen Weiterverkauf ein.

Ein Mann mit Helm nimmt den Akku seines E-Bikes vom Gepäckträger.

Wenn Ihr teures E-Bike nicht mehr als solches erkennbar ist, sinkt die Attraktivität für Diebstahl. Wichtigste Regel: den Akku beim Abstellen nicht steckenlassen.

Um E-Bikes vor Diebstählen zu sichern, sollten Sie darauf achten, es gut zu tarnen. Lösen Sie immer den Akku aus der Halterung und nehmen ihn mit, wenn Sie das Bike im Freien abstellen. Dies sollte in der Regel problemlos möglich sein, da Akkus zum Aufladen ohnehin abnehmbar sind. Dadurch sieht Ihr E-Bike auf den ersten Blick wie ein gewöhnliches Fahrrad aus und bringt Diebe möglicherweise leichter von ihrem Plan ab.

Klingt banal, kann aber ebenfalls helfen: ein blickdichter Regenschutz. Zumindest wird dadurch nicht so schnell die Neugier geweck. Diebe müssen sich erst die Mühe machen, unter die Plane zu gucken. Wer weiß, vielleicht vereiteln Sie damit tatsächlich den ein oder anderen geplanten Diebstahl?

Fazit

Falls doch mal etwas passiert: Sorgen Sie mit der passenden Fahrradversicherung vor

Auch wenn es eine Vielzahl an vorbeugenden Maßnahmen gegen Diebstahl gibt – selbst mit den besten Sicherheitsvorkehrungen kann ein gewiefter Dieb zuschlagen. Besonders ärgerlich ist es, wenn Sie auf dem Schaden sitzenbleiben.

In diesem Fall hilft im Vorfeld eine leistungsstarke Fahrrad­versicherung, mit der Sie den Neuwert des Fahrrads erstattet bekommen und sich ein neues Gefährt kaufen können. Denn mal ehrlich: Wer möchte am Ende schon auf den Spaß des Radelns verzichten?

Über den Autor

Chapter Lead Marktmanagement Exklusivvertrieb
Lars Schliewe

Lars Schliewe arbeitet im Produktmarketing der SIGNAL IDUNA und ist Experte für alle Fragen rund um Hausrat- und Haftpflicht­versicherung. In seiner Freizeit geht er gern Klettern und Wandern. Außerdem interessiert sich der Familienvater leidenschaftlich für Fußball.

Lars Schliewe

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren