Angst vor Einbruch: Kann eine Hausrat­versicherung helfen?

Lars Schliewe
6 Min. Lesezeit

Die Hausrat zahlt bei Einbrüchen, den Tätern das Handwerk legen müssen Sie selbst. Erfahren Sie, was Sie tun können. Mit Tricks von den Profis.

Veröffentlicht am 30. Juni 2020

Eine Frau schaut durch ein Fenster mit einer zerbrochenen Scheibe.

Kurzer Überblick

  • Niemand ist machtlos gegen Einbruchdiebstahl: Sie können selbst das Risiko minimieren, wenn Sie wissen, wie Sie Ihre Wohnung richtig schützen.
  • Einbrecher wollen um jeden Preis unentdeckt bleiben. Am wirkungsvollsten beugen Sie Einbruchversuchen vor, in dem Sie vortäuschen, Sie seien zuhause.
  • Die meisten Einbrüche sind Gelegenheitstaten und resultieren aus schlecht gesicherten Türen und Fenstern. Hochwertige Schlösser senken das Risiko deutlich.
  • Die Hausrat­versicherung leistet materiellen Schadenersatz bei Einbruchdiebstahl und Raub. Bei psychischen Beschwerden nach einem Einbruch oder Überfall sollten Sie therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen.

Woher kommt die Angst vor Einbrechern?

Es ist ein Schock: Zuhause wurde eingebrochen. Die eigene Wohnung, die man als geschützten Rückzugsort empfunden hat, ist nicht so sicher, wie man meinte. Fast ein Viertel der Deutschen hat Angst vor Einbrechern. Verständlich, denn Angriffe auf unseren privaten Lebensbereich empfinden wir als Angriffe auf uns selbst und unsere Familie. Deswegen ist der Gedanke an einen Einbruch so erschreckend.

Unser Medienkonsum kann diese Ängste verstärken. Katastrophenmeldungen verkaufen sich besser als gute Nachrichten. So kann es vorkommen, dass die Nachrichten unsere Einschätzung von Gefahr verzerren. Sie lesen zum Beispiel in einem Blogartikel, die Gefahr eines Einbruchs steige ständig, übersehen dabei aber, dass es der Blog eines Unternehmens ist, das Alarmanlagen verkauft. Tatsächlich ist die Zahl der Einbrüche in Deutschland aufgrund verbesserter Sicherungen seit Jahren kontinuierlich gesunken.

Wir schätzen einerseits die Wahrscheinlichkeit eines Einbruchs höher ein, als sie ist und unterschätzen gleichzeitig unseren eigenen Einfluss. Denn Einbrüche zu vermeiden ist kein Hexenwerk. Es gibt viel, was Sie tun können, um Ihr Zuhause zu schützen.

Das perfekte Ziel: Wie suchen sich Einbrecher Häuser aus?

Aus Krimis meinen wir zu wissen, wie Einbrecher arbeiten: Sie spionieren Ihre Nachbarschaft aus, erstellen präzise Lagepläne ganzer Straßenzüge und hinterlassen einander geheime Zeichen an Hausfassaden. Sie kommen nachts, tragen schwarze Masken und bohren mit professionellen Gerätschaften kreisrunde Löcher in Fensterscheiben. Die Realität sieht anders aus.

Manche Diebe kommen immer wieder in eine bestimmte Gegend und versuchen herauszufinden, wie der Tagesrhythmus der Bewohner aussieht oder ob ein Haus längere Zeit unbewohnt ist. Eine Methode solcher Täter ist der Flyer-Trick: Diebe stecken kleine Zettel in die Türspalte der Häuser. Sind die nach einigen Tagen noch da, ist das Haus wohl derzeit unbewohnt. Manche klingeln und geben sich als Handwerker oder Verkäufer aus. So finden Sie heraus, wer die Bewohner sind, ob ein Hund im Haus ist, ob der Autoschlüssel womöglich bereits auf der Kommode im Flur liegt.

Solch ein systematisches Vorgehen ist jedoch selten. Der typische Einbrecher ist schlicht auf der Suche nach einer guten Gelegenheit. Er beurteilt sein Zielobjekt nach zwei einfachen Kriterien: Wie leicht lässt sich das Schloss knacken? Und: Wie groß ist die Chance, erwischt zu werden? Das ideale Haus für einen Einbruch ist eines, das schlecht gesichert und menschenleer ist.

Wo brechen Einbrecher am liebsten ein?

»Bei mir ist nichts zu holen« – ein Argument, das oft genutzt wird, um mangelnde Sicherheitsvorkehrungen zu begründen. Doch dass Diebe nur dort einsteigen, wo ein Porsche in der Einfahrt steht, ist ein Irrglaube. Es ist nicht entscheidend, wie viel Sie besitzen. Sondern, wie einfach es ist, rein zu kommen. Und ungesehen wieder raus.

Die meisten Einbrecher kommen durch schlecht gesicherte Fenster, Terrassen- und Kellertüren. Haustüren sind schwerer zu knacken, aber nur, wenn sie abgeschlossen sind. Eine zugezogene Tür stellt kein Hindernis dar: eine Scheckkarte reicht, um sie zu öffnen. Gekippte Fenster sind aus Einbrechersicht offene Fenster. Und auch ein geschlossenes Fenster hält einem Angriff nicht unbedingt stand: Der geübte Einbrecher knackt ein handelsübliches Kunststofffenster innerhalb von 30 Sekunden. Dazu braucht er kein schweres Gerät: Ein Schraubenzieher reicht.

Der zweite Faktor, der das Haus zu einem attraktiven Einbruchziel macht, ist die Chance, ungestört zu bleiben. Einfamilienhäuser bieten den Vorteil, dass die Entfernung zu angrenzenden Häusern oft Privatsphäre garantiert, man leicht sehen kann, ob jemand daheim ist und Bäume und Büsche Sichtschutz bieten. Die Anonymität in einem großen Mehrfamilienhaus kann Einbrechern allerdings genauso entgegenkommen.

Der aus Einbrechersicht ideale Bewohner ist immer der, der nicht zuhause ist. Wohlhabend muss er nicht sein. Ein Dieb hat ein ganzes Haus in maximal zehn Minuten durchsucht: Wenn er dabei lediglich ein iPhone und einen Flachbildfernseher erbeutet, hat sich der Einbruch bereits gelohnt.

Einbruchprävention: Was schreckt Einbrecher wirklich ab?

Teure Alarmanlagen und Überwachungskameras sind kein Hindernis, schreibt Ex-Einbrecher Hammed Khamis in seiner Autobiografie. Er verrät auch, was Einbrecher wirklich abschreckt: Die Gefahr, erwischt zu werden. Darum besteht der wichtigste Schutz darin, den Anschein von Anwesenheit zu erwecken. Und das gilt nicht nur in der Ferienzeit. Die meisten Einbrüche geschehen tagsüber, während die Bewohner unterwegs sind. Im Winter, wenn es nachmittags schon dunkel ist, bieten sich die besten Gelegenheiten. Dunkle Fenster im ganzen Haus signalisieren dem Einbrecher: Dort kann ich ungestört arbeiten.

Um diese Schwachstelle zu beheben gibt es preisgünstige Tricks, die effektiver sind als ein teures Alarmsystem. Zeitschaltuhren knipsen das Licht in der Küche an, auch wenn Sie nicht daheim sind. Fernsehsimulatoren lassen es hinter Ihren Wohnzimmergardinen flackern, als würden Sie selbst auf dem Sofa sitzen. Es gibt Alarmanlagen, die per Bewegungsmelder naturgetreues Hundegebell ertönen lassen. Hammed Khamis erklärt im Interview: Hunde, ob echt oder elektronisch, sind ein effektiver Einbruchschutz, weil Sie unberechenbar sind. Und er nennt noch einen kostenlosen Trick zur Abschreckung von Dieben: »Zwei Paar Schuhe vor der Tür täuschen Besuch vor.«

Einbruchschutz: Wie mache ich mein Haus einbruchsicher?

Die erste Regel für ein einbruchsicheres Haus: Fenster und Türen immer abschließen, nicht nur kippen oder zuziehen. Auch wenn Sie nur kurz weg sind. Auch für den Fall eines Einbruches ist diese Sorgfalt von zentraler Bedeutung: Hausrat­versicherungen zahlen nur dann, wenn sich gewaltsames Eindringen nachweisen lässt.

Fast die Hälfte der Einbruchversuche scheitert an hochwertigen Schlössern. Der durchschnittliche Einbrecher nimmt sich keine zwei Minuten, bevor er aufgibt. Deshalb sollten mechanische Sicherungen an erster Stelle stehen, um ein Haus einbruchsicher zu machen. Querriegelschlösser sind nicht nur schwer zu knacken, sondern wirken auch sichtbar abschreckend. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Methoden, Türen zu sichern: Sicherheitsschließbleche, Sicherheitstürbänder, Zusatzschlösser und Kettenverriegelungen machen es Eindringlingen schwer. Für Fenster und Terrassentüren ist die Pilzkopfverriegelung erste Wahl.

Unsichtbare Alarmanlagen können Einbrecher zwar möglicherweise in die Flucht schlagen, verhindern aber den Einbruch nicht. Sichtbare Alarmanlagen und Kameras im Vorgarten sind kontraproduktiv. Sie signalisieren: Hier gibt es was zu holen.

Einbruchschutz: Was wirkt, was nicht?

  • Vorsicht. Schließen Sie Türen und Fenster ab, auch wenn Sie nur kurz weggehen. Lassen Sie keine Fremden ins Haus. Teilen Sie keine Fotos aus dem Urlaub in sozialen Netzwerken.
  • Anwesenheit vortäuschen. Zeitschaltuhren, die das Licht anschalten, Fernsehsimulatoren, elektronisches Hundegebell, Nachbarn, die bei Ihrer Abwesenheit den Briefkasten leeren: Nichts schreckt Einbrecher mehr ab, als das Risiko, erwischt zu werden.
  • Hochwertige Schlösser und mechanische Sicherungen wie Panzerriegel, Türblattverstärkung und Pilzkopfverriegelung bieten effektiven Schutz bei Einbruchversuchen.
  • Alarmanlagen können abschreckend wirken, verhindern aber Einbrüche nicht.
  • Kameras sind leicht zu zerstören und wirken eher einladend als abschreckend.
  • Hunde wirken abschreckend, denn sie sind unberechenbar. Haben Sie keinen, können Sie trotzdem ein Schild anbringen, das vor dem Hund warnt.
  • Jalousien aus Metall schützen zwar die Fenster, sollten aber nur abends heruntergelassen werden. Tagsüber signalisieren sie, dass niemand zuhause ist.
  • Bei Schlüsselverlust sollten Sie sofort die Schlösser auswechseln. Verstecken Sie niemals Schlüssel im Garten.
  • Beseitigen Sie Kletterhilfen zu den oberen Etagen.
  • Sozialer Zusammenhalt bietet einen guten Schutz gegen Diebe. Gute nachbarschaftliche Beziehungen minimieren das Einbruchrisiko für alle. 
  • Hausrat­versicherungen schützen nicht vor Einbrechern, leisten aber Schadenersatz, wenn es doch zum Einbruch kommt.

Im Fall der Fälle: Wie schütze ich meinen Hausrat vor Einbrechern?

Ex-Einbrecher Hammed Khamis räumt in seinem Buch mit einigen Einbrechermythen auf. Wertsachen verstecken bringt nicht viel, schreibt er, denn Einbrecher kennen jedes Versteck. Der Schlüssel im Blumentopf, das Bargeld unter der Matratze, die Wertsachen zwischen den Büchern. Wollen Sie innerhalb Ihrer Wohnung Wertvolles verstecken, müssen Sie ein wenig kreativer sein. Geheimverstecke und doppelte Böden schützen Ihren Schmuck besser als ein Kästchen in der Sockenschublade.

Der beste Schutz gegen den materiellen Schaden eines Einbruchs ist und bleibt eine Hausrat­versicherung. Sie sollten einen Tarif wählen, der den kompletten Wert Ihres Besitzes abdeckt und auch bei grober Fahrlässigkeit greift. Mit den Hausrat­versicherungen der SIGNAL IDUNA zum Beispiel ist Ihr Hab und Gut immer in voller Höhe zum Neuwert abgesichert, auch im Falle von grober Fahrlässigkeit. Eine Unter­versicherung ist unmöglich.

Gemeine Überfälle: Greift die Hausrat­versicherung auch bei Raub?

Immer, wenn Ihnen durch Gewaltandrohung oder gewaltsames Eindringen in Ihre privaten Räume etwas entwendet wird, springt die Hausrat­versicherung ein und erstattet den materiellen Schaden. Auch bei Raub. Wurden Sie überfallen, ist der Ersatz von Bargeld allerdings das kleinste Problem. Ein Überfall ist eine zutiefst verstörende Erfahrung und eine posttraumatische Belastungsstörung ist als Folge nicht selten. Zögern Sie nicht, sich in diesem Fall an eine psychologische Beratungsstelle zu wenden.

Psychologische Folgen nach einem Einbruch

Wie wichtig das Sicherheitsgefühl ist, wird manchen erst bewusst, wenn es verloren geht. Die psychischen Folgen nach einem Einbruch werden von Außenstehenden oft bagatellisiert, nach dem Motto: »Stell dich nicht so an, die Hausrat zahlt doch alles!« Aber der materielle Schaden eines Einbruchdiebstahls ist gering im Vergleich zu den psychischen Folgen.

70 Prozent der Opfer leiden nach einem Einbruch unter psychischen Nachwirkungen wie Schlaflosigkeit, Panikattacken und Angststörungen. 10 bis 15 Prozent ziehen um, weil sie sich zuhause nicht mehr sicher fühlen. Einbrüche können eine traumatische Erfahrung sein, die Sie nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Haben Sie einen Einbruchdiebstahl erlebt, sollten Sie sich genau beobachten und sich ehrlich eingestehen, wenn Sie mit der Belastung nicht allein zurechtkommen. Es gibt Organisationen, die Ihnen helfen, zum Beispiel der Weiße Ring.

Fazit: Angst lohnt sich nicht

Haben Sie Angst vor Einbrechern, bleiben Sie pragmatisch. Machen Sie sich klar: Sie müssen nicht um Leib und Leben fürchten. Einbrecher sind nicht auf Gewalt aus, sondern auf Ihre Wertsachen. Außerdem sind Sie keinesfalls machtlos. Ein gutes Türschloss kann mehr, als Sie glauben. Ein Einbrecher probiert es nur wenige Minuten, bevor er aufgibt und sich ein leichteres Ziel sucht. Die Hälfte aller Einbrüche scheitert an der Wohnungstür.

Was den Schutz Ihrer Wertsachen angeht: Es gibt Dinge, die unersetzlich sind. Die Fotos auf dem iPad, der goldene Ring von Ihrer Großmutter. Diese Dinge können Sie in Cloud-Diensten speichern, im Geheimfach verstecken oder öfter mal bei sich tragen. Für alles, was austauschbar ist, haben Sie Ihre Hausrat­versicherung.

Über den Autor

Chapter Lead Marktmanagement Exklusivvertrieb
Lars Schliewe

Lars Schliewe arbeitet im Produktmarketing der SIGNAL IDUNA und ist Experte für alle Fragen rund um Hausrat- und Haftpflicht­versicherung. In seiner Freizeit geht er gern Klettern und Wandern. Außerdem interessiert sich der Familienvater leidenschaftlich für Fußball.

Lars Schliewe

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