Haftpflicht­versicherung trotz SCHUFA

Lars Schliewe
6 Min. Lesezeit

SCHUFA: Der Name ist den meisten wohl bekannt. Doch was sind die Aufgaben der SCHUFA? Welche Informationen sammelt sie? Und welche Auswirkung hat ein SCHUFA-Eintrag, wenn es um eine private Haftpflicht­versicherung geht? Hier finden Sie die wichtigsten Fakten.

Veröffentlicht am 31. August 2022

Nachdenkliche Frau sitzt am Tisch vor ihren Unterlagen.

Kurzer Überblick

  • Die SCHUFA sammelt Informationen über das bisherige Zahlungsverhalten von Verbraucherinnen und Verbrauchern und erstellt daraus einen Score-Wert.
  • In der SCHUFA zu stehen ist nicht schlimm. Statistisch gesehen haben über 90 Prozent aller Verbraucherinnen und Verbraucher einen positiven Score und somit eine gute Kreditwürdigkeit.
  • Auch mit einem negativen SCHUFA-Eintrag lassen sich Verträge und Versicherungen, wie zum Beispiel die private Haftpflicht­versicherung abschließen.

Keine Angst vorm SCHUFA-Eintrag

Die Angst vor dem sogenannten-SCHUFA Eintrag hält sich hartnäckig in Deutschland. Doch was viele nicht wissen: Nahezu alle volljährigen, in Deutschland gemeldeten Privatpersonen, sind in der SCHUFA, der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung, erfasst. Denn sobald Sie mit einem SCHUFA-Kooperationspartner einen Vertrag abschließen – z. B. ein Girokonto eröffnen oder einen Stromliefervertrag unterzeichnen, werden Ihre Daten in der SCHUFA gespeichert. Denn der Vertragsabschluss ist in der Regel an die Zustimmung zur Datenübermittlung an die SCHUFA gekoppelt. 

In der SCHUFA „zu stehen“, ist also nicht schlimm. Es heißt eigentlich nur, dass Sie aktiv am Wirtschaftsleben teilnehmen, und dazu gehörten eben auch Verträge. Laut eigenen Aussagen liegen der SCHUFA zu über 90 Prozent der gespeicherten Personen ausschließlich positive Informationen vor.

Aber was genau ist die SCHUFA

Viele halten die SCHUFA für eine Behörde oder Amt. Das ist sie jedoch nicht. Seit ihrer Gründung 1927 ist die SCHUFA ein privatrechtlich geführtes Unternehmen mit Sitz in Wiesbaden. Seit 2000 ist sie eine Aktiengesellschaft. 

Die SCHUFA Holding AG ist Deutschlands größte Kreditauskunfts-Agentur. Sie erfasst und speichert Daten zur Bonität. Das bedeutet, immer wenn von SCHUFA-Score, SCHUFA-Eintrag oder SCHUFA-Auskunft die Rede ist, geht es um die Kreditwürdigkeit. Vertragspartner der SCHUFA können diese Daten nutzen, um Auskunft über die Bonität potenzieller Kunden zu bekommen. 

Anhand der gespeicherten Daten lässt sich zum Beispiel erkennen, wie zuverlässig und pünktlich Sie Ihren finanziellen Verpflichtungen bisher nachgekommen sind und wie wahrscheinlich es ist, dass Sie diese auch weiterhin innerhalb der festgelegten Frist erfüllen werden. Die SCHUFA beziffert diese Kreditwürdigkeit mit einem Score zwischen 1 (schlecht) und 100 (sehr gut).

 

Zu den Vertragspartnern der SCHUFA zählen unter anderem:

  • Banken und Sparkassen
  • Versicherungen
  • Unternehmen im stationären oder Online-Handel 
  • Telekommunikationsunternehmen
  • Energieversorger

 

Interessant: Als Deutschlands führende Auskunftsstelle verfügt die SCHUFA über Informationen zu 6 Millionen Unternehmen und 68 Millionen Privatpersonen. Pro Tag erteilt sie durchschnittlich 510.000 Auskünfte an Unternehmen und bearbeitet jährlich mehr als 102,9 Millionen Anfragen zur Kreditwürdigkeit. (Quelle: SCHUFA)

Was passiert mit meinen SCHUFA-Daten?

Sorgen um den Umgang mit den Score-Daten müssen sich Verbraucher und Verbraucherinnen übrigens nicht machen. Diese werden nur an Unternehmen übermittelt, die ein berechtigtes Interesse haben, zum Beispiel, wenn ein Vertrag zustande kommen soll. Um SCHUFA-Vertragspartner zu werden, müssen Unternehmen hohe Anforderungen erfüllen. Dazu gehören auch die Datenschutz-Grundverordnung, kurz DSGVO. Und natürlich muss sich auch die SCHUFA selbst an die strengen Regeln der DSGVO und das Bundesdatenschutzgesetzes halten.

Darum ist ein SCHUFA-Scoring sinnvoll

Eine zentrale Institution wie die SCHUFA ist sinnvoll, um schnelle, unkomplizierte und sichere Geschäftsabschlüsse zu unterstützen. Dazu speichert Sie Kontaktdaten, Art der Leasing- oder Kreditverträge, Eichrichtung von Kommunikationsverträgen und vieles mehr. Vertragspartner können die vorhandenen SCHUFA-Daten bei Bedarf abfragen und dann datenbasiert entscheiden, ob ein Kredit oder ein Kauf auf Rechnung zustande kommt. So wird das Risiko eines Zahlungsausfalls minimiert. 

 

Guter SCHUFA-Score: Das müssen Sie beachten

Wenn Sie alle Ihre Rechnungen pünktlich und vollständig bezahlen und Kredite tilgen, führt das zu einem positiven SCHUFA-Score. Und selbst wenn Sie offene Rechnungen mal nicht sofort begleichen, bekommen Sie nicht sofort einen negativen SCHUFA-Eintrag. Zahlungserinnerungen oder um wenige Tage verspätete Zahlung werden der SCHUFA nicht gemeldet. Mit einem positiven SCHUFA-Score können Sie Handyverträge oder auch Versicherungen wie Haftplicht oder Kfz problemlos abschließen.

 

Was passiert bei einem negativen SCHUFA-Wert?

Generell gilt je höher Ihr Score-Wert bei der SCHUFA, desto besser. Problematisch wird erst ein niedriger Wert. Der sogenannte negative SCHUFA-Eintrag. Wurde zum Beispiel ein Kredit nicht fristgerecht abbezahlt oder ist eine Person anderen Zahlungsverpflichtungen über einen längeren Zeitraum nicht nachkommen, sodass es zu einem gerichtlichen Mahnverfahren kommt, verschlechtert sich der Score. Das macht es schwieriger, einen Kredit oder Mietvertrag oder auch bestimmte Versicherungen, wie zum Beispiel eine Kfz-Versicherung, abzuschließen. Hier kommt es in der Regel vor Vertragsabschluss zur Abfrage bei der SCHUFA.

 

Ein negativer SCHUFA-Score muss aber nicht das Aus für einen Geschäftsabschluss bedeuten. Denn letztlich entschiedet nicht die SCHUFA wer einen Kredit bekommt oder eine Versicherung abschließen darf, sondern immer das Unternehmen selbst. Voraussetzung bei Versicherungen ist dann zum Beispiel oft eine jährliche Zahlweise bzw. Zahlung per Vorkasse. Denn das verringert das Risiko auf Zahlungsausfall für den Versicherungsanbieter

 

Gut zu wissen: Es gibt Situationen im Leben, die zu Zahlungsproblemen führen können. Finanzielle Engpässe lösen sich aber auch wieder auf und Zahlungen werden erfüllt. Ein negativer SCHUFA-Eintrag ist daher nicht für die Ewigkeit. Negative Einträge werden wieder aus der SCHUFA gelöscht, sobald beispielweise Kreditforderungen abbezahlt wurden. Die Löschfristen von negativen Einträgen betragen je nach Merkmal zwischen wenigen Monaten bis zu maximal drei Jahren.

Haftpflichtversicherung trotz negativem SCHUFA-Eintrag

Auch mit einem negativen SCHUFA Eintrag haben Sie die Möglichkeit eine Haftpflichtversicherung abzuschließen. Eine private Haftpflichtversicherung zählt zu den günstigsten Versicherungen überhaupt. In den meisten Tarifen fallen jährlich nur niedrige bis mittlere zweistellige Beträge an. Das Risiko für Versicherer bleibt also selbst bei schlechtem SCHUFA-Score überschaubar. Eine Bonitätsprüfung ist daher üblicherweise auch kein Bestandteil, wenn eine private Haftpflicht abgeschlossen werden soll. 

 

Wichtiger Hinweis: Versicherungsunternehmen sind trotzdem nicht verpflichtet, Privatpersonen in einen Tarif für die private Haftpflicht aufzunehmen. Folgende Sachverhalte können möglicherweise zu einer Ablehnung führen:

  • Gehäufte Schadensfälle
  • Viele Streitfälle / Rechtsstreitigkeiten
  • Ausstehende Beitragszahlungen
  • Versicherungsbetrug

Fazit

Die SCHUFA macht viele Prozesses, die wir als selbstverständlich wahrnehmen, sehr viel einfacher. Zum Beispiel Verträge abzuschließen oder online einzukaufen. Ein SCHUFA Eintrag ist also nicht schlimm, sondern völlig normal. Und da die SCHUFA nicht darüber entscheidet, ob ein Geschäft oder Vertrag zustande kommt, bedeutet auch ein negativer Score nicht automatisch, dass man vom Wirtschaftsleben ausgeschlossen wird. Es kann jedoch sein, dass ein Unternehmen auf Sonderregelungen, wie z.B. Vorkasse, besteht, bevor ein Vertrag abgeschlossen wird. Eine private Haftpflichtversicherung ist in den meisten Fällen jedoch trotz negativem SCHUFA-Eintrag ohne besondere Regelungen möglich.

Fragen und Antworten

Warum braucht man die SCHUFA?

Die SCHUFA dient zur Kreditsicherung. Als zentrale Auskunftsstelle ermöglicht die SCHUFA schnelle und unbürokratische Vertragsabschlüsse und macht z.B. auch schnelles Einkaufen im Internet möglich. Zum Beispiel für

  • Finanzierung eines Autos o.ä.
  • Ratenzahlungen
  • Kauf auf Rechnung im Onlinehandel
  • Abschluss eines Mobilfunk-, Miet- oder Versicherungsvertrages

 

Außerdem gibt sie Verbraucherinnen und Verbrauchern darüber hinaus Transparenz über die eigenen Daten und einen anerkannten Nachweis über die eigene Bonität.

Was bedeutet ein negativer SCHUFA-Score?

Die SCHUFA hat ein Score-Verfahren entwickelt, das die Kreditwürdigkeit von Privatpersonen beziffert. Der bestmögliche Score-Wert ist 100, der schlechteste 1. Zu einem niedrigen Score führt beispielsweise

  • ein durch die Bank aufgrund von Zahlungsrückständen gekündigter Kredit
  • Zahlungsausfälle
  • Informationen aus öffentlichen Schuldnerverzeichnissen

Entscheidet die SCHUFA, ob ich einen Vertrag abschließen kann?

Nein. Der SCHUFA-Score ist lediglich eine Entscheidungshilfe. Jedes Unternehmen entscheidet für sich, ob und zu welchen Bedingungen es einen Vertrag mit einem Kunden abschließt.

Über den Autor

Chapter Lead Marktmanagement Exklusivvertrieb
Lars Schliewe

Lars Schliewe arbeitet im Produktmarketing der SIGNAL IDUNA und ist Experte für alle Fragen rund um Hausrat- und Haftpflicht­versicherung. In seiner Freizeit geht er gern Klettern und Wandern. Außerdem interessiert sich der Familienvater leidenschaftlich für Fußball.

Lars Schliewe

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