„Die Herausforderungen haben mich stärker gemacht“

Marisa Reinhard
5 Min. Lesezeit

Auf Krücken durchs Paradies – so hatte Alina Matzek sich ihr Auslandsabenteuer nicht vorgestellt. Ein Bandscheibenvorfall durchkreuzte gleich zu Beginn des mehrmonatigen Trips ihre Pläne. Doch Aufgeben war keine Option. Mit viel Disziplin arbeitete sie daran, wieder gesund zu werden, und trotz der schmerzhaften Erfahrung sagt sie: „Diese Reise ist die beste Entscheidung meines Lebens.“

Veröffentlicht am 20. März 2025

Junge Frau hockt lächelnd auf Steinterrasse und blickt auf asiatische Landschaft mit Palmen und Feld.

Der perfekte Zeitpunkt

Zehn erfolgreiche Jahre im Job, eine schöne Wohnung, ein weitgehend sorgloses Leben – und dennoch war da die Sehnsucht, etwas ganz Besonderes zu erleben. Im Frühjahr 2024 fasste Alina den Entschluss, alles hinter sich zu lassen und gemeinsam mit ihrem Partner auf unbestimmte Zeit zu verreisen. „Wir waren beide Anfang Dreißig und dachten uns: Jetzt ist der perfekte Zeitpunkt.“ 

Thailand weckt Fernweh

Reiselustig ist die gebürtige Waltroperin schon von klein auf; mit ihren Eltern erkundete sie bereits viele europäische Länder. „Ich habe mich aber immer gefragt, wie wohl die Welt außerhalb von Europa aussieht.“ Ihre erste Asienreise unternahm die junge Frau 2021 nach Thailand – und kehrte fasziniert von dieser völlig anderen Welt zurück. „Ich habe dort viele Menschen kennengelernt, die langfristig reisen, und erkannt, dass es möglich ist, ein ganz anderes Leben zu führen.“ Doch einfach so aussteigen, ohne Konzept, das war nicht ihr Ding. Zwei Jahre später nahm Alina unbezahlten Urlaub, um ihre Begeisterung bei einem längeren Aufenthalt in Südostasien auf die Probe zu stellen. Danach wusste sie, dass sie länger reisen wollte – ohne Enddatum.

Abenteuerlust besiegt Ängste

Alle Sicherheiten aufzugeben, die Wohnung und die Arbeitsstelle zu kündigen, fiel Alina dann doch schwerer als erwartet. „Ich hatte immer ein Dach über dem Kopf, eine Wohnung und einen sicheren Job im Angestelltenverhältnis, der mich gut ernährt.“ Ängste und Zweifel stiegen in ihr auf, doch die Abenteuerlust war stärker. So eine Chance würde sie gewiss kein zweites Mal bekommen. 

Junge Frau steht in einer dschungelähnlichen Umgebung.

Bestens vorbereitet für die große Reise

Sorgfältige Reisevorbereitungen halfen der jungen Frau dabei, das Gefühl der Unsicherheit im Zaum zu halten: Sie hatte sich bestens informiert, Geld angespart, alle wichtigen Dokumente besorgt und nach eingehender Beratung eine Reisekrankenversicherung abgeschlossen. Wenn Alina damals schon geahnt hätte, wie wichtig diese einmal für sie werden sollte! Auch für ihre berufliche Zukunft hatte sie bereits von Deutschland aus die Weichen gestellt: Parallel zu ihrem Job hatte sie eine Ausbildung zur Ayurveda Ernährungs- und Gesundheitsberaterin gemacht und den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

Plötzlich geht nichts mehr

In dieser beruflich und emotional herausfordernden Zeit ging Alina oft an ihre Grenzen. Wichtige Projekte im Job abschließen, die Reise vorbereiten, sich fortbilden für die selbstständige Tätigkeit: In all dem Trubel vernachlässigte die junge Frau ihren geliebten sportlichen Ausgleich. Schon kurz nach der Ankunft am Ziel ihrer Träume, auf Bali im Indischen Ozean, meldete sich ihr Rücken äußerst schmerzhaft. „Plötzlich ging gar nichts mehr“, erinnert sich Alina. Die heftigen Nervenschmerzen bekam sie nicht einmal mit Tabletten in den Griff. „Ich konnte nicht mehr laufen, kaum stehen, geschweige denn, meinen Rucksack tragen. Es war schrecklich.“ 

Zurück ins Kinderzimmer?

Sollte ihr Traum, auf den sie so lange hingearbeitet hatte, wie eine Seifenblase zerplatzen? Keine Bergwanderung im Norden von Vietnam, kein Schnorcheln im türkisfarbenen Meer, keine Bootstour durch das philippinische Inselparadies? Zurück in die Heimat, zu Nieselregen und kahlen Bäumen statt Sonne und Palmen? „Nein!“, entschied Alina gemeinsam mit ihrem Partner. Die Gesundheitsversorgung vor Ort war gut; ihre Auslandskrankenversicherung sicherte sie umfassend ab. „Wenn ich nach Hause geflogen wäre, hätte ich wieder bei meinen Eltern im Kinderzimmer gewohnt. Aber es ist trotzdem ein komisches Gefühl, in diesem Paradies zu sein, und dann kommt etwas dazwischen, das einen komplett lahmlegt.“

Diagnose: Bandscheibenvorfall

Statt über ihr Unglück zu grübeln, ging Alina der Ursache ihrer Schmerzen auf den Grund. Nach mehreren Besuchen in Arztpraxen und einem Krankenhaus sowie einem MRT stand die Diagnose: Bandscheibenvorfall – ein Befund, der so gar nicht zu der sportlichen jungen Frau passen will. Keine Kleinigkeit, sondern eine schmerzhafte und oft langwierige Erkrankung, die viele Stunden Physiotherapie erfordert, manchmal sogar eine Operation. Die Frage, wie lange das Ganze wohl dauern werde, beschäftigte Alina sehr. „Ich habe alles versucht, damit es mir wieder besser geht, und in meiner Verzweiflung auch viel Geld für Behandlungen ausgegeben, die nicht von der Versicherung übernommen werden“, gesteht sie. „Der Heilungsprozess erforderte aber vor allem viel Geduld und Zeit.“ 

Physiotherapie statt Abenteuer

Gute Erfolge erzielte sie mit regelmäßigen Physiotherapie-Einheiten, die sie auf ärztliche Anordnung erhielt. Ihre Reisekasse musste Alina für die umfangreiche Behandlung nicht plündern: Die Kosten für alle medizinisch notwendigen Untersuchungen und Anwendungen erstattete ihre Reiseversicherung unkompliziert und zeitnah – eine große Erleichterung. „Auch wenn die Therapie in dieser Zeit meinen Alltag prägte und ich auf Krücken, teils sogar im Rollstuhl unterwegs war, durfte ich unfassbar schöne Momente erleben“, sagt die Fernreisende rückblickend. Dankbar ist sie vor allem ihrem Partner, der beide Rucksäcke schulterte und ihr auch sonst in jeder Hinsicht den Rücken stärkte. 

„Ich bin unfassbar dankbar“

Mittlerweile geht es Alina wieder so gut, dass sie ihre abenteuerliche Reise durch Südostasien in vollen Zügen genießen kann. Sie schaut auf das glitzernde Meer und sieht glücklich und entspannt aus. „Ich bin unfassbar dankbar, dass mein Körper wieder funktioniert. Ich kann wieder tanzen, Sport und Yoga machen.“ Nach dem schmerzhaften Start auf Bali und zwei Wochen im Norden von Vietnam ist das junge Paar zurzeit in Thailand unterwegs. „Wir machen allerdings nicht nur Urlaub, sondern arbeiten auch“, räumt Alina ein. Das funktioniert bestens. Um als Ernährungs- und Gesundheitsberaterin zu arbeiten, braucht sie nur ihr Laptop und eine stabile WLAN-Verbindung. 

Junge Frau sitzt lächelnd auf blauem Sofa.

Schmerzhaft, aber auch lehrreich

Rückblickend kann Alina ihrem Bandscheibenvorfall sogar positive Seiten abgewinnen: „Die Herausforderung hat mich stärker gemacht; ich bin persönlich daran gewachsen.“ Aus der schmerzlichen Erfahrung weiß sie nun, was Stress im Körper auslösen kann und wie wichtig es ist, gerade in turbulenten Zeiten gesunde Routinen zu pflegen. Darauf will sie fortan noch besser achten, denn Gesundheit ist auch in jungen Jahren keine Selbstverständlichkeit. „All dieses Wissen hilft mir in meinem neuen Beruf. Ich kann mich jetzt besser in Menschen mit Einschränkungen hineinversetzen.“ 

Nicht träumen, sondern machen

Bis zum Sommer 2025 werden Alina und ihr Partner voraussichtlich noch unterwegs sein – zunächst. Auf ihrer Wunschliste stehen unter anderem Sri Lanka, die Philippinen und Japan. Dann möchten sie bei einem Heimaturlaub in Deutschland ihre Familien sowie Freundinnen und Freunde besuchen. Ob es danach weitergeht, ist offen. Allzu weit in die Zukunft planen die beiden nicht, denn sie wissen: Pläne können scheitern – Träume nicht. Und so lautet Alinas Rat an alle, die sich mit dem Gedanken an ein Reiseabenteuer tragen, sich nicht von Hindernissen und Rückschlägen abschrecken zu lassen. „Wenn man einen Traum hat, soll man ihn unbedingt umsetzen – allen Ängsten und Zweifeln zum Trotz.“

Reisen: eine Schule fürs Leben

Wachstum geschieht nicht in der Komfortzone, sondern beim Bewältigen von Herausforderungen: Das hat die abenteuerlustige Frau am eigenen Leib erfahren. Im Umgang mit ihren Schmerzen und den geplatzten Reiseplänen halfen ihr Akzeptanz und Gelassenheit. „Es ist wichtig, im Moment zu bleiben und zu schauen, was der nächste sinnvolle, lösungsorientierte Schritt ist.“ Klingt nach fernöstlicher Achtsamkeitspraxis? Durchaus. „Von anderen Kulturen“, da ist Alina sich sicher, „können wir viel lernen – Dankbarkeit zum Beispiel, Lebensfreude und einen respektvollen Umgang miteinander“. Ihr Fazit zur Halbzeit des Rucksacktrips klingt ungewöhnlich weise für eine junge Aussteigerin: „Reisen ist wie eine Schule fürs Leben.“

Über die Autorin

Marketingmanagerin
Marisa Reinhard

Marisa Reinhard ist Marktmanagerin im Digitalmarketing der SIGNAL IDUNA. Als Expertin für alle Fragen rund um das private und gewerbliche Komposit-Geschäft verfasst sie Ratgeberartikel zu Themen wie Hausrat-, Haftpflicht-, Gebäude-, Kfz-, Unfall- und Gewerbe­versicherungen. Die studierte Wirtschaftspsychologin widmet sich nebenberuflich der Foto- und Videografie. 

Marisa Reinhard

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