Lohnt sich der Wechsel in die private Kranken­versicherung?

David Bläsing
9 Min. Lesezeit

Spielen Sie mit dem Gedanken, in die private Kranken­versicherung (PKV) zu wechseln? Hier erfahren Sie, ob ein Wechsel in Ihrem Fall möglich und sinnvoll ist. Denn sowohl die gesetzliche als auch die private Kranken­versicherung haben Vor- und Nachteile. 

Veröffentlicht am 23. Oktober 2024

Frau steht vor Laptop auf Schreibtisch und schaut nachdenklich aus dem Fenster

Kurzer Überblick

  • Der Wechsel in die private Kranken­versicherung (PKV) ist nur bestimmten Personengruppen möglich. 

  • Ob sich ein Wechsel in die PKV lohnt, hängt vom Einzelfall ab (z. B. Alter und gewünschten Leistungen).

  • Die Vor- und Nachteile der gesetzlichen und privaten Kranken­versicherung sollten Sie individuell abwägen.

  • Vergleichen Sie Angebote und nehmen Sie sich Zeit für die Wahl des Anbieters und des Tarifs.

Wer kann in die private Krankenversicherung?

  • Sie ärgern sich, weil Sie Ihre neue Brille komplett selbst bezahlen müssen? 

  • Sie müssen Ihr Zimmer im Krankenhaus mit zwei weiteren Personen teilen und dennoch für jeden Tag zuzahlen

  • Sie fragen sich, warum Sie für den Höchstbeitrag zur gesetzlichen Kranken­versicherung (GKV) nur eine Grundabsicherung erhalten? 

Das sind nur drei von vielen Anlässen, um einen Wechsel in die private Kranken­versicherung (PKV) zu erwägen. Sie bietet Ihnen die bestmögliche medizinische Versorgung, individuelle Tarife und verlässliche, oft günstigere Beiträge als die GKV. Doch wer kann überhaupt in die private Kranken­versicherung? Hier ein paar Beispiele: 

Der Startup-Gründer

Junger Mann in Business-Outfit sitzt auf Bürgersteig, schaut in sein Handy und lächelt.

Volltreffer! Aus einem Studienprojekt hat der clevere Hochschulabsolvent eine Geschäftsidee entwickelt. Die Zeiten als Student in der gesetzlichen Kranken­versicherung sind mit Abschluss des Studiums vorbei. Und jetzt?

GKV oder PKV? Als Unternehmensgründer ist der 26-Jährige selbstständig. Somit darf er wählen, ob er sich freiwillig gesetzlich oder privat krankenversichern möchte. Die PKV bietet dem jungen Mann viele Vorteile – zum Beispiel hochwertige Gesundheitsleistungen ganz nach Bedarf.

Die Karrierefrau

Frau mit hoffnungsvollem Blick sitzt vor Laptop in Büro.

Fleiß zahlt sich aus: Schon wieder klettert die 45-jährige Finanzexpertin auf der Karriereleiter eine Sprosse nach oben. Die Beförderung ist mit einer Gehaltserhöhung verbunden: 74.000 Euro brutto pro Jahr verdient die Angestellte jetzt.

GKV oder PKV? Da das Einkommen der frischgebackenen Abteilungsleiterin die Versicherungspflichtgrenze übersteigt, kann sie in die PKV wechseln. Bei einem guten Gesundheitszustand erhält sie dort mehr Leistungen zu einem günstigeren Tarif und einen individuellen Hochleistungsschutz.

Der Grundschullehrer

Grundschullehrer erklärt Schülerin etwas in einem Buch.

Als Beamter genießt der 32-jährige Grundschullehrer einige Privilegien. Er erhält zum Beispiel Leistungen aus der Beihilfe für seine Kranken­versicherung. Aber: Die Beihilfe ist immer nur eine Teilabsicherung. Um zu 100 Prozent abgesichert zu sein, muss er die Beihilfe mit einer privaten Beihilfe­versicherung ergänzen. 

GKV oder PKV? Der verbeamtete Lehrer kann sich privat versichern, und zwar mit der Beihilfe­versicherung. Das ist eine private Kranken­versicherung speziell für Beamtinnen und Beamte.

Die Studienanfängerin

Studentin mit Kopfhörern vor Laptop in Bibliothek

Erstes Semester, erste eigene Wohnung – und erste eigene Kranken­versicherung. Die Familien­versicherung kommt für die 19-jährige Physik-Studentin nicht infrage, da ihre Eltern privat krankenversichert sind. 

GKV oder PKV? Die junge Frau kann sich von der Pflicht zur gesetzlichen Kranken­versicherung befreien lassen und eine private Kranken­versicherung abschließen. In der PKV profitiert sie von umfangreichen Leistungen zu einem günstigen Studententarif.

Der Kleinunternehmer

Mann mit Kamera in der Hand sitzt neben Frau. Beide lächeln.

Hauptberuflich ist er Hausmann – nebenberuflich fotografiert der dreifache Vater auf Hochzeiten. Da seine Einnahmen gering sind, gilt für ihn die Kleinunternehmerregelung. Eine Familien­versicherung ist nicht möglich, da seine Ehefrau privat krankenversichert ist.

GKV oder PKV? Der Kleinunternehmer kann sich zwischen GKV und PKV entscheiden. In der privaten Kranken­versicherung kann der junge Mann dank seines guten Gesundheitszustandes einen günstigen Tarif wählen.

Checkliste

Für einen Wechsel in die PKV müssen Sie eine der folgenden Bedingungen erfüllen:

  • Sie arbeiten in einem Angestelltenverhältnis mit einem jährlichen Bruttoeinkommen von mindestens 69.300 Euro (= Versicherungspflichtgrenze für das Jahr 2024).
  • Sie sind hauptberuflich selbstständig oder freiberuflich tätig.
  • Sie sind Beamtin oder Beamter oder haben einen anderweitigen Anspruch auf Beihilfe.
  • Sie haben kein eigenes oder nur ein geringfügiges Einkommen (max. 538 Euro€/Monat).
  • Sie studieren und sind von der Versicherungspflicht befreit.

 

Wann lohnt sich der Wechsel in die PKV?

Das kommt auf den Einzelfall an, insbesondere auf Faktoren wie

  • Alter,

  • Gesundheitszustand und 

  • gewünschte Leistungen.

Ein Wechsel von der gesetzlichen in die private Kranken­versicherung kann neben erweiterten Leistungen auch finanzielle Vorteile bringen. Aber in bestimmten Fällen ist eine GKV-Mitgliedschaft günstiger oder empfehlenswert. 

Hier zunächst die wichtigsten Vor- und Nachteile im Überblick:

Vor- und Nachteile der privaten und gesetzlichen Krankenversicherung


Vorteile der PKV
  • Beiträge einkommensunabhängig

  • individuelle Tarifgestaltung

  • häufig kürzere Wartezeiten

  • Leistungsgarantie


Nachteile der PKV
  • jedes Familienmitglied braucht einen eigenen Vertrag

  • Gesundheitsprüfung erforderlich


Vorteile der GKV
  • kostenfreie Familien­versicherung möglich

  • keine Gesundheitsprüfung erforderlich


Nachteile der GKV
  • Beiträge einkommensabhängig

  • keine individuelle Tarifgestaltung

  • unter Umständen längere Wartezeiten bei Fachärzten

  • keine Leistungsgarantie

Eine private Krankenversicherung ist vorteilhaft für …

 
  • Selbstständige und freiberuflich Tätige, weil sie sich ganz nach persönlichem Bedarf und finanziellen Möglichkeiten versichern können. Die Kosten spielen hier eine besondere Rolle, denn sie müssen ihre Kranken­versicherungsbeiträge in der Regel alleine bestreiten. 
  • Höherverdienende Angestellte mit einem Brutto-Jahreseinkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze (2024: 69.300 Euro). Sie können sich mit dem Wechsel in die PKV hochwertige Leistungen sichern, die über die Grundversorgung der gesetzlichen Kranken­versicherung hinausgehen. Diese Mehrleistungen gibt es oft zu einem vergleichsweise günstigeren Tarif als in der GKV.
  • Beamtinnen und Beamte, da eine private Beihilfe­versicherung die Leistungen aus der Beihilfe optimal ergänzt. Den Umfang können Sie durch die Wahl des Tarifs selbst bestimmen und jederzeit anpassen.

Worauf muss ich bei der privaten Krankenversicherung achten?

Während die gesetzliche Kranken­versicherung eine Grundversorgung bietet, die für alle Versicherten gleich ist, können Sie in der privaten Kranken­versicherung die Leistungen frei wählen. Informieren Sie sich daher genau, wie sich die verschiedenen Tarife unterscheiden. Wählen Sie das Angebot, das Ihrem persönlichen Bedarf und Ihrem finanziellen Budget entspricht. 

Die folgenden Fragen helfen Ihnen bei der Wahl des Anbieters und des Tarifs:

  • Welche Leistungen umfassen die verschiedenen Tarife eines Anbieters? 

  • Welcher Tarif entspricht am ehesten meinem Bedarf (z. B. besondere Leistungen für Sehhilfen, Aufenthalt im Krankenhaus, Behandlung durch Heilpraktikerin oder Heilpraktiker, hohe Zahnleistungen)?

  • Sind Tarifwechsel ohne Weiteres möglich, wenn sich meine Bedürfnisse oder meine finanzielle Situation ändern?

  • Welche Möglichkeiten der Beitragsrückerstattung gibt es?

  • Welche Möglichkeiten bietet der Krankenversicherer, damit mein Beitrag auf Dauer und im Alter bezahlbar bleibt?

  • Welche Möglichkeiten habe ich, meinen Nachwuchs günstig zu versichern?

PKV: Kann ich den Anbieter wechseln?

Grundsätzlich können Sie von einer privaten Kranken­versicherung in die PKV eines anderen Anbieters wechseln. Sie sollten jedoch folgende Punkte beachten:

  • Sie müssen sich erneut einer Gesundheitsprüfung unterziehen.
  • Ihr Beitrag kann bei einem neuen Abschluss durch Ihr höheres Eintrittsalter höher sein.
  • Bei Verträgen vor 2009 gehen Ihre Altersrückstellungen verloren.

In die PKV wechseln: Fünf Schritte

  1. Prüfen Sie anhand unserer Checkliste, ob Sie die Voraussetzungen für die Aufnahme in die private Kranken­versicherung erfüllen.
  2. Informieren Sie sich umfassend – am besten im individuellen Beratungsgespräch–, und vergleichen Sie die Angebote verschiedener Versicherer. 
  3. Keine private Kranken­versicherung ohne Gesundheitsprüfung. Beantworten Sie die Fragen gründlich und wahrheitsgemäß. Das ist wichtig für Ihren Versicherungsschutz.
  4. Die private Kranken­versicherung Ihrer Wahl hat Ihren Antrag angenommen? Dann können Sie jetzt Ihre bisherige Versicherung kündigen.
  5. Nur für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer: Geben Sie den Versicherungsschein Ihrer PKV an Ihren Arbeitgeber, damit er Ihnen einen Zuschuss zur privaten Kranken­versicherung bezahlt.
Zwei junge Frauen stehen in Blumenladen hinter Verkaufstheke und lächeln sich an.

Selbstständige haben in der Regel die Wahl, ob sie sich gesetzlich oder privat krankenversichern möchten.

Zurück in die GKV – geht das?

Für die Aufnahme in die private Kranken­versicherung gelten bestimmte Voraussetzungen. Und ebenso ist es bei einer Rückkehr in die gesetzliche Kranken­versicherung. Unter folgenden Bedingungen können Sie in die gesetzliche Kranken­versicherung zurückwechseln – oder müssen es sogar: 

  • Ihr Einkommen als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer fällt unter die Versicherungspflichtgrenze. Lesen Sie dazu unseren Blogbeitrag „Ab wann kann ich mich privat krankenversichern?“.
  • Sie geben Ihre Selbstständigkeit auf und wechseln in ein Angestelltenverhältnis mit einem Einkommen unterhalb der Versicherungspflichtgrenze.

Nur mit Ausnahme bei 55 plus

Sind Sie 55 Jahre alt oder älter? Dann ist die Rückkehr in die GKV nur im Ausnahmefall möglich. Hintergrund ist das Solidarprinzip: Wer (viel) Geld verdient, kommt indirekt für beitragsfreie Versicherte (z. B. Kinder, Rentnerinnen und Rentner) auf. In den folgenden Fällen können Sie auch im Alter von 55 plus in die GKV zurückkehren:

  • Sie sind erst seit weniger als fünf Jahren privat krankenversichert.
  • Die Familien­versicherung Ihrer gesetzlich versicherten Partnerin bzw. Ihres Partners nimmt Sie auf. In diesem Fall darf Ihr Einkommen nicht mehr als 505 Euro im Monat betragen, bei einem Minijob 538 Euro im Monat.

Fazit

Die Vorteile einer privaten Kranken­versicherung klingen attraktiv. Doch zunächst sollten Sie prüfen, ob Sie die Voraussetzungen für die PKV erfüllen. Im zweiten Schritt geht es darum, die individuellen Vor- und Nachteile abzuwägen. Bei einer Entscheidung für die PKV sollten Sie verschiedene Angebote einholen und kritisch prüfen. Denn wenn Sie erst einmal eine private Kranken­versicherung abgeschlossen haben, sollten Sie dieser dauerhaft treu bleiben.   

FAQ

Voraussetzung ist, dass Sie zu einer der folgenden Personengruppen gehören:

 

  • Angestellte mit einem jährlichen Bruttoeinkommen oberhalb der Versicherungspflichtgrenze (2024: 69.300 Euro im Jahr) 
  • Hauptberuflich Selbstständige oder freiberuflich Tätige
  • Beamtinnen und Beamte sowie weitere Personen mit Anspruch auf Beihilfe
  • Personen ohne eigenes oder mit geringfügigem Einkommen (max. 538€/Monat)
  • Studierende, die von der Versicherungspflicht in der GKV befreit oder mindestens 30 Jahre alt sind

Die wesentlichen Vorteile sind:

 

  • Erstklassige, vertraglich garantierte Leistungen
  • Günstige, verlässliche Beiträge
  • Individuelle Tarife
  • Sparmöglichkeiten durch Tarife mit Selbstbeteiligung und hoher Rückerstattung

 

Das kommt auf Ihre individuelle Situation an (Alter, Gesundheitszustand) und auf die Leistungen, die Sie sich in der privaten Kranken­versicherung wünschen. Denn von diesen Faktoren ist Ihr Beitrag abhängig. Faustregel: Je jünger und gesünder Sie sind, desto günstiger ist Ihr Beitrag in der PKV. Vorteilhaft ist, dass Sie Ihre Beiträge selbst beeinflussen und Leistungen nach Bedarf wählen können. Wichtig: Ihre Beiträge müssen Sie künftig allein bestreiten. Bei einem hohen Einkommen kann die gesetzliche Kranken­versicherung daher für Selbstständige teuer werden.

Eine Familien­versicherung wie in der gesetzlichen Kranken­versicherung gibt es in der PKV nicht. Prüfen Sie, ob Ihre Kinder in die Familien­versicherung Ihres gesetzlich versicherten Partners oder Ihrer Partnerin können. Falls nicht, müssen Sie für Ihren Nachwuchs eine eigene Kranken­versicherung abschließen.

Ja. Ihr Arbeitgeber ist verpflichtet, Ihnen einen Zuschuss zu den Kranken­versicherungsbeiträgen zu gewähren. Dieser Anteil wird allerdings nicht – wie in der GKV – direkt von Ihrem Bruttogehalt einbehalten; Ihr Arbeitgeber überweist Ihnen den Zuschuss auf Ihr Konto. Näheres zum Arbeitgeberanteil in der PKV erfahren Sie in unserem Blogbeitrag.

Unter den folgenden Bedingungen ist eine Rückkehr in die gesetzliche Kranken­versicherung möglich oder sogar Pflicht:

 

  • Ihr Einkommen als Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer fällt unter die Versicherungspflichtgrenze. Lesen Sie dazu unseren Blogbeitrag.
  • Sie geben Ihre Selbstständigkeit auf und wechseln in ein Angestelltenverhältnis mit einem Einkommen unterhalb der Versicherungspflichtgrenze.

Wenn Sie 55 Jahre oder älter sind, ist die Rückkehr in die GKV nur im Ausnahmefall möglich.  

Über den Autor

Marketing Spezialist
David Bläsing

David Bläsing ist Marketingmanager bei SIGNAL IDUNA und Spezialist für Personen­versicherungen. Im Ratgeber widmet er sich insbesondere Fragen rund um Altersvorsorge, Einkommensschutz und Kranken­versicherungen. In seiner Freizeit ist er beim Wandern und Bergsteigen gern in luftigen Höhen unterwegs. Außerdem ist der junge Familienvater begeisterter Segler.

David Bläsing

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